Fahrbericht

Die mid-Zeitreise: BMW R 80 GS Basic - Kurvenräuber mit Tradition

  • Motor-Informations- Dienst (mid)
  • In FAHRBERICHTE
  • 29. Oktober 2021, 17:32 Uhr
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mid Groß-Gerau - BMW verabschiedet sich 1996 von den traditionsreichen Zweiventil-Boxermotorrädern mit einem Sondermodell: der R 80 GS Basic. Archiv Motor-Informations-Dienst (mid)

Am 2. September 1996 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 41. Jahrgang über die BMW R 80 GS Basic.


Am 2. September 1996 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 41. Jahrgang über die BMW R 80 GS Basic.

BMW verabschiedet sich von den traditionsreichen Zweiventil-Boxermotorrädern mit einem Sondermodell: der R 80 GS Basic. Die kleine Verkleidung als Schutz von Scheinwerfer und Tacho, das hochgezogene Schutzblech und der hochliegende Auspuff prägen die Optik der Reise-Enduro. Der geschwungene Tank weckt Erinnerungen an die frühen 1980er Jahre, als BMW den Motorradmarkt mit den 800er ST und G/S Modellen bereicherte. Kreuzspeichenräder und die Paralever-Einarmschwinge zum Hinterrad sind moderne Fahrwerkskomponenten.

Der altbewährte Zweiventil-Boxer bedarf eigentlich keiner besonderen Vorstellung, auch Nicht-BMW-Fahrer kennen ihn. Solide 37 kW/50 PS bei 6.500 Kurbelwellenumdrehungen aus 798 ccm Hubraum stehen zur Tour und zum ganz normalen Alltag bereit. Das maximale Drehmoment von 61 Nm fällt schon bei 3.750 Touren an. Der E-Start erfolgt problemlos. Sofort meldet sich das luftgekühlte Aggregat schüttelnd und rührend zum Leerlauf. Mit dem sonoren Boxer-eigenen Sound dreht die Basic hoch und bekennt sich ab 3.000 U/min zur relativen Laufruhe. Der Antritt aus mittleren Drehzahlen ist die Stärke der drehmomentstarken Bajuwarin. Auf Landstraßen wird vieles im großen Gang einfach und elegant mit sattem Durchzug erledigt. Ausdrehen bis zum roten Drehzahlbereich ist bei Solo-Fahrten leistungsmäßig unnötig und geht mit zunehmenden Vibrationen einher.

Im Zweipersonen-Betrieb fallen dann doch mehr Drehzahlen und Schaltvorgänge an, die 800er ist halt nicht wie die größere Schwester mit 1.000 ccm aus gleichem Hause. Wenn es sein muss, düst die Reise-Enduro auch mal mit Tacho-Höchstgeschwindigkeit 175 km/h über die Bahn. Am wohlsten fühlen sich Biker und Bike bei Reisetempo 120 km/h. Der durchschnittliche Benzinverbrauch liegt bei 5,8 Liter Super bleifrei auf 100 km. Auf der Landstraße darf es bei geruhsamer Fahrweise gerne mal ein Liter weniger aus dem 19,5 Liter-Tank sein, bei Autobahntempo 150 auch mal gut zwei Liter mehr. Die Tankpausen ohne Reserve liegen damit irgendwo zwischen 200 bis 300 Kilometer. Das Fünfgang-Getriebe ist harmonisch zur Leistungsentfaltung abgestuft. Die leichtgängige Kupplung ist sauber dosierbar.

Erfreulich ist, dass die Paralever-Momentabstützung zum Hinterrad anfallende Lastwechselreaktionen des Kardans beim Schalten und Gasgeben weitgehend reduziert. Die GS verträgt einen forschen Fahrstil, peilt Kurven jeder Art präzise an und durcheilt sie souverän. Dabei bewältigen die großen Federungsreserven auftauchende Fahrbahnunebenheiten salopp. Speziell das hintere White-Power Federbein ist über jeden Zweifel erhaben. Federung und Dämpfung sind hier vielfach einzustellen und leicht zugänglich. Die Telegabel kommt ohne Verstellmöglichkeiten aus.

Das geringe Gewicht und der günstig tiefliegende Maschinenschwerpunkt machen die Straßen-Enduro handlich in jeder Lebenslage und damit zum Kurvenräuber. Die auf der Testmaschine aufgezogenen Bridgestone Trailwing-Reifen stehen dem Fahrspaß dabei nicht im Wege. Das hochgezogene Enduro-Schutzblech beeinträchtigt den Geradeauslauf selbst bei Höchsttempo kaum.

Vorne verzögert eine Scheibenbremse, unterstützt von der Trommelbremse hinten. Die erzielbaren Verzögerungen genügen tourenmäßigen Ansprüchen. Mit voller Beladung und bei Bergab-Serpentinen wünscht man sich jedoch weniger Fading hinten und eine Doppelscheibe vorne. Die einzelne Scheibe verwindet sich bei starker Verzögerung. Das kann der ergonomisch geformten Sitzbank egal sein, bietet sie doch Fahrer und Sozia auch auf Langstrecken den gewünschten Komfort.

Die Anordnung des breiten Lenkers und der Fußrasten bietet der Besatzung eine aufrecht-entspannte Sitzposition. Da die GS starkem Winddruck bei hohen Geschwindigkeiten kaum ausgesetzt werden dürfte, vermisst man keine schützende Verkleidung. Die serienmäßige Ausstattung beschränkt sich auf einen zentralen Tachometer, gutes BMW-Werkzeug und Faltenbälge an den Tauchrohren der Telegabel. Seitenständer, Zylinderschutzbügel, Heizgriffe oder Gepäckkoffer sind gegen Aufpreis erhältlich.

Der Preis für den klassischen Kurvenräuber: 15.500 DM. Auf Wunsch ist ein 25 kW/34 PS Drosselkit erhältlich.

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