Fahrbericht

Neue Mercedes T-Klasse: Wandlung vom Handwerker-Auto zum Lifestyle-Kombi

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mid München - Retuschen für den Imagewandel: Die neue Mercedes T-Klasse hebt sich nicht nur optisch vom Citan maßvoll ab. Mercedes

Eine zusätzliche Mercedes-Modelllinie macht es möglich, dass aus dem Mercedes Citan, der fast nur gewerbliche Kunden anspricht, ein Lifestyle-Van mit hohem Freizeitwert oder ein kompaktes Familienauto wird. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat in München eine erste Probefahrt mit der neuen T-Klasse gestartet.


Eine zusätzliche Mercedes-Modelllinie macht es möglich, dass aus dem Mercedes Citan, der fast nur gewerbliche Kunden anspricht, ein Lifestyle-Van mit hohem Freizeitwert oder ein kompaktes Familienauto wird. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat in München eine erste Probefahrt mit der neuen T-Klasse gestartet.

Was tun, wenn ein Automodell im Verkauf nicht so recht in Schwung kommt? Eine der Antworten, die den Marketing-Spezialisten in solch einem Fall häufig einfällt, lautet Imagewechsel. Das jüngste Beispiel dafür liefert Mercedes. Um der zweiten Generation des Citan - der dem Schwestermodell Renault Kangoo nicht nur rein zufällig sehr ähnlich sieht - mehr Käuferinteresse einzublasen, rollt ab Juni eine Seitenlinie des kompakten Stadtlieferwagens oder Handwerkerautos an den Start: als T-Klasse mit Lifestyle-Anspruch.

Klar, dass es dabei mehr braucht als ein paar neue Lackfarben außen und interessantere Tapeten innen. Zumal die T-Klasse nicht nur als privates Transportgerät gedacht ist, sondern ganz gezielt als kompakte Alternative für Familie, Sport und Freizeit angeboten werden soll. Und weil es ohne zündenden Slogan wohl auch nicht geht, läuft die Verwandlung zum dynamischer wirkenden Modell unter der Überschrift "Life gets big".

Um der T-Klasse einen Hauch von Luxus zu spendieren, flog die komplette Inneneinrichtung des Citan raus und wurde durch appetitlichere Komponenten ersetzt: je nach Ausstattungslinie mit Armaturenbrett in Lederoptik und Steppnähten, ein edler aussehendes Lenkrad mit Multifunktionstasten, hochwertigere Sitzstoffe und gediegener anmutende Innenverkleidungen.

Die Außenansicht ist mit verchromten Komponenten wie dem Kühlergrill, den Außenspiegelgehäusen und Türklinken sowie optionalen 17-Zoll-Leichtmetallrädern und Frontstoßfängern in Wagenfarbe aufgehübscht. Auf der technischen Seite lockt die T-Klasse serienmäßig mit zahlreichen Fahrerassistenzsystemen, dem Mercedes-Infotainment-System MBUX (mit 5,5-Zoll-Farbdisplay), elektrischer Feststellbremse, Klimaanlage und einer umfangreichen Sicherheitsausstattung, in der sieben Airbags integriert sind.

In Sachen Funktionalität glänzt die T-Klasse mit platzsparenden seitlichen Schiebetüren, der riesigen Heckklappe, die einen üppigen Kofferraum (520 - 2.127 Liter) bei niedriger Ladekante freigibt, und mit den drei Sitzen im Fond, von denen zwei - so wie auch der vordere Beifahrerplatz - mit Isofix-Halterungen ausgestattet sind. Die zweite Sitzreihe lässt sich im Verhältnis 1/3 zu 2/3 komplett umlegen, wenn das Gepäckfach zum Laderaum für sperrige Güter umfunktioniert werden soll. Momentan ist die T-Klasse nur als Fünfsitzer erhältlich, eine Siebensitzer-Version mit längerem Radstand soll 2023 noch nachgereicht werden.

Zum Marktstart bietet Mercedes jeweils zwei Leistungsstufen beim 1,3-Liter-Benziner (102 und 131 PS) und beim 1,4-Liter-Diesel (95 und 116 PS) an. Wir fuhren bei der Präsentation im Münchner Umland den stärkeren Diesel, der statt des serienmäßigen Schaltgetriebes mit sechs Gängen ein automatisiertes Doppelkupplungs-Getriebe mit sieben Gängen an Bord hatte.

Beim Mix aus Stadtfahrt, Landstraße und Autobahn meldete die Verbrauchsanzeige rund 6,5 Liter/100 km. Da das maximale Drehmoment (270 Nm) vom Motor bereits bei Drehzahl 1.750 / min an die Vorderräder weitergereicht wird, arbeitet der gut gedämmte Selbstzünder in den meisten Fahrzuständen angenehm ruhig. Steht ein Überholvorgang an, mobilisiert das Triebwerk per "Overboost" kurzfristig sogar bis zu 89 kW und 295 Nm.

Der Fahreindruck profitiert von der elektrisch unterstützten Zahnstangenlenkung, mit der gewünschte Kurvenradien treffsicher angepeilt werden können, und mit der nicht zu harten Federung, die sich harmonisch in den Charakter eines Familienwagens einfügt. Weniger Freude bereitet das Navigationssystem, das weit davon entfernt ist, auf Anhieb intuitiv bedient zu werden.

Wer sich für sein künftiges Auto schon auf den Elektroantrieb fixiert hat, muss noch bis Ende 2022 warten. Dann soll es auch die T-Klasse mit einem vollelektrisch fahrenden Stromer geben. Ob nun mit Verbrenner oder E-Motor unter der Haube: es wird auf jeden Fall spannend, ob das "Life gets big" - Konzept gegen die alteingesessenen Platzhirsche von Citroen, Peugeot, Renault und Co. im Verkauf eine reelle Chance hat.

Klaus Brieter / mid

Technische Daten Mercedes T 180 d (7G-DCT)

- Länge / Breite / Höhe: 4,50 / 1,86 / 1,81 Meter (ohne Dachreling)
- Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
- Hubraum: 1.461 ccm
- Leistung: 85 kW/116 PS
- max. Drehmoment: 270 Nm
- Getriebe: 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 13,2 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
- Normverbrauch (WLTP): 5.5 - 5,9l/100 km
- CO2-Emissionen (WLTP): 144 - 154 g/km
- Preise: ab 29.314,46 (mit 6-Gang-Handschaltung)

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