Fahrbericht

Trackday mit dem Lamborghini Huracan STO

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mid Rheinmünster - Hier fühlt sich der Lamborghini Huracan STO am wohlsten: auf der Rennstrecke. Mike Neumann / mid

Lamborghini hat eingeladen, den Huracan STO im Driving Center Baden auf Herz und Nieren zu testen. Inklusive Handling Parcours und Fahrten auf dem 2,7 Kilometer langen Rundkurs. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat die Gelegenheit wahrgenommen, dieses Track-Biest auszuführen.


Lamborghini hat eingeladen, den Huracan STO im Driving Center Baden auf Herz und Nieren zu testen. Inklusive Handling Parcours und Fahrten auf dem 2,7 Kilometer langen Rundkurs. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat die Gelegenheit wahrgenommen, dieses Track-Biest auszuführen.

Da das Wetter in der letzten Zeit eher durchwachsen war, waren wir umso glücklicher, als am Tag des Trackdays schönster Sonnenschein bei 15 Grad Celsius vorausgesagt wurde, beste Bedingungen also für einen ausgiebigen Test. Den STO sind wir letzten November beim Lamborghini Bull Run als Movember-Teilnehmer bereits auf öffentlichen Straßen gefahren. Knapp ein Jahr später ergibt sich jetzt die Gelegenheit, den auf den Track optimierten Lamborghini Huracan STO auf ebendiesem zu bewegen!

Pünktlich angekommen erwartet uns eine Flotte von neun Fahrzeugen, davon sechs Huracan in der STO Ausführung. Bei diesem Anblick rufen wir kurz die technischen Daten im Kopf ab: ein 10-Zylinder-Saug-Mittelmotor, welcher wahnsinnige 470 kW/640 PS an die 20 Zoll Hinterräder liefert und das Fahrzeug mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe in glatten drei Sekunden von 0-100 km/h beschleunigt. Wir verkneifen uns das schelmische Grinsen so gut es geht, denn nach kurzer Begrüßung geht es direkt mit der Einweisung los.

Bevor es ans Fahren geht, werden nochmals die Besonderheiten des STO aufgezeigt. Angefangen bei der sehr umfangreichen Aerodynamik. Im Frontsplitter wird zum Beispiel die frische Fahrtluft angesaugt. Die erwärmte Luft wird dann seitlich am STO vorbeigeführt, dadurch kann der "Air Scoop" (der große Ansaugtrackt über dem Motor) ebenfalls auf kühle Frischluft zugreifen, um den Motor zu kühlen. An diesem ist eine "Shark Fin" angebracht, um die Luft entsprechend auf den in drei Positionen anpassbaren Heckflügel zu leiten.

Das komplette Frontelement besteht aus einem Teil, das spart Gewicht und optimiert ebenfalls die Aerodynamik, da es hier keine Spaltmaße gibt. Die Aerodynamik-Optimierungen sorgen für eine 37 Prozent verbesserte Effizienz im Vergleich zum Huracan Performante, der Anpressdruck bei 280 km/h Geschwindigkeit liegt bei satten 420 kg.

Um weiter Gewicht einzusparen, wurden 75 Prozent der Außenhaut aus Carbon gefertigt. Dazu gesellen sich spezielle gewichtsreduzierte Scheiben, um den Fahrzeugschwerpunkt entsprechend niedrig halten zu können. Die 20 Zoll großen Felgen bestehen aus Magnesium. Dadurch spart der STO nochmals 43 kg im Vergleich zum Huracan Performante und wiegt leer 1.339 kg. Das ergibt ein Leistungsgewicht von 2,09 kg/kW.

Um die entsprechende Bremsleistung auch bei hoher Belastung liefern zu können, werden hier Brembo CCM-R Bremsen verbaut, die Formel1 Technik verwenden und den STO aus 100 km/h Geschwindigkeit in nur 30 Metern zum Stand bringen, von 200 km/h auf 0 sind es 110 Meter.

Dass der STO kein normales Alltagsauto sein soll, sieht man im Innenraum - hier wurde Gewicht eingespart, wo es geht. Sogar die Fußmatten sind aus Carbon gefertigt. Die Carbon-Schalensitze vermitteln Rennsport pur, anschnallen werden wir uns später mit Hosenträgergurten. Viel Ablageplatz ist nicht vorhanden, aber es gibt ein "Kofferraumfach" unter der Frontabdeckung, um wenigstens einen Helm unterzubringen.

Nach den Belehrungen der Rennstreckenregeln und Anlegen des Helmes legen wir gemütlich los, erster Stop: die 70 Meter Durchmesser große bewässerte Kreisbahn. Hier schlägt das Herz aller Driftfreudigen höher. Es werden uns die drei Fahrmodi des STO erklärt (STO, Trofeo und Pioggia, was übersetzt Regen bedeutet), im Trofeo Modi und mit deaktivierten Assistenten geht es im wahrsten Sinne des Wortes Rund.
Den Haken, ob der STO driften kann, können wir also schon einmal setzen.

Dass der STO ein ernstzunehmendes Tracktool ist, bemerkt man bei der Bedienung, es reicht eine Taste um alle Assistenten zu deaktivieren, keine Abfragen, keine Untermenüs - ein Klick und der Spaß kann beginnen.

Bevor wir auf den Rundkurs losgelassen werden, folgen noch zwei Übungen zum Ausweichen. Ein klassischer Slalom mit zur Hälfte bewässerter Fläche und eine Ausweich-/Bremsübung - wir beschleunigen auf 70 km/h und gehen dann ruckartig vom Gas, um ein Ausweichmanöver zu absolvieren. Da man so etwas im Alltag nicht jeden Tag macht, muss man sich auch hier erst einmal trauen, das Lenkrad bei dieser Geschwindigkeit entsprechend ruckartig einzuschlagen um dann das Manöver zu fahren. Der STO kann also oftmals mehr als der Fahrer.

Das große Finale erleben wir dann auf dem Rundkurs, zuerst selbst gefahren und anschließend nochmals als Beifahrer im Renntaxi. Auch wenn man von sich selbst denkt, man sei ein halbwegs passabler Autofahrer, was die Jungs aus dem Werksteam auf die Strecke zaubern liegt nochmal in einer komplett anderen Liga. Diese Urgewalt an Kraft aus dem V10 Sauger mit dem wahnsinnigen Grip und entsprechenden Bremsfähigkeiten kann man schwer beschreiben, das muss man selbst erlebt haben.

Wer sich einen Lamborghini Huracan STO zulegen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Es geht bei 296.800 Euro los, mit etwas Ausstattung liegt man auch schnell bei 360.000 Euro. Dafür wird er aber auch auf Wunsch entsprechend farblich individualisiert.

Eine Bitte an die Käuferschaft: lassen Sie den STO nicht in irgendeiner Sammlergarage vor sich hinvegetieren, dieses Schicksal hat er nicht verdient. Der STO muss aktiv bewegt werden!

Mike Neumann / mid

Technische Daten Lamborghini Huracan STO:

- Länge / Breite / Höhe: 4.547 / 1.945 / 1.220 Meter
- Motor: 10-Zylinder-Saugbenziner
- Hubraum: 5.204 ccm
- Leistung: 470 kW / 640 PS
- max. Drehmoment: 565 Nm
- Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 3,0 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 310 km/h
- Kraftstoffverbrauch WLTP kombiniert laut Hersteller: 13,9 Liter/100 km
- C02-Emissionen: 331 g/km
- Preis: ab 296.800 Euro

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