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Interview mit Janina Ellen Sari (Head of Mortgage, Urbyo GmbH)

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Janina Ellen Sari (Head of Mortgage, Urbyo GmbH)

„Gerade in “alteingesessenen” Unternehmen herrscht teilweise Angst vor Status- und Hierarchieverlust, was Veränderungen erschwert.“

Urbyo punktet heute mit dem eigenen Anspruch, den Zugang zur Immobilie als Altersvorsorge, Kapitalanlage oder Eigenheim zu vereinfachen. Welche Fallstricke warten heute auf Käufer und Investoren?

Zwei Fallstricke gibt es meiner Meinung nach im Marktumfeld an sich: ein Mangel an Zugängen zu leicht verständlichen Informationen sowie fehlende aktive Unterstützung beim Kaufprozess. Dadurch fühlen sich viele Kaufinteressierte, als ob sie Investitionen im Alleingang angehen müssten, was gar nicht stimmt.

Das führt wiederum zur dritten Hürde: dem falschen Mindset. In Deutschland meinen viele aufgrund hoher Kaufpreise und der Zinsentwicklung, dass sich nur extrem vermögende Menschen bzw. Investoren mit hoher Eigenkapitalquote eine Immobilie leisten können. Das ist aber besonders im Bereich Kapitalanlagen nicht zwingend der Fall. Man muss nur wissen, wie man passende Immobilien findet und an die richtige Bank kommt. Und da unterstützen wir bei Urbyo gerne – von der Immobiliensuche bis zur Auszahlung des Kredits.

Was waren die wertvollsten Erfahrungen („Learnings“) auf dem bisherigen Weg von Urbyo?

Eine Erkenntnis war, wie groß der Respekt vor dem Gang zur Bank bei vielen Investoren in Deutschland tatsächlich ist. Große Investitionssummen schrecken viel zu viele Menschen ab. Sie verstehen noch nicht, wie eine Investition in Immobilien wirklich funktioniert. Diese Denkmuster wollen wir durchbrechen, da die Immobilie, langfristig betrachtet, die geeignetste und risikoärmste Assetklasse ist und voraussichtlich auch bleiben wird.

Im persönlichen Gespräch lassen sich nahezu alle Ängste und Unklarheiten beseitigen. Aber auch über digitale Ressourcen und Lösungen versuchen wir dagegen anzukämpfen, zum Beispiel über unsere Podcasts. Auch hierüber kommen immer mehr Menschen auf uns zu. Die Dankbarkeit auf Käuferseite spüren wir hier deutlich.

Eines unserer neuesten Learnings war, dass selbst viele professionelle Investoren sich noch zu sehr auf ihre Hausbank verlassen, ohne zum Teil weit bessere Angebote anderer Banken zu kennen. So haben wir unsere Services erweitert, um auch dieser Zielgruppe weiterhelfen zu können.

Wir wollen mit Urbyo beweisen, dass das Kaufen und Investieren in Immobilien gar nicht so unerreichbar oder schwierig ist, wie es scheint und glauben mit unserer dynamischen Strategie dort ansetzen zu können, wo viele andere aufhören. Marktlücken werden so gefüllt.

Was muss eine Immobilie in den aktuellen Marktphasen „können“, damit Sie für Investoren interessant wird?

Die Attraktivität einer Immobilie – egal ob Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhaus – definiert sich für uns ganz klar über die Frage der Vermietung.

Solange ein stabiles Bevölkerungswachstum die Nachfrage hochhält und die Randbedingungen der jeweiligen Lage, in erster Linie moderne Infrastruktur passen, spricht vieles für eine langfristige Vermietbarkeit.

Mein Tipp: Insbesondere “entwicklungsfähige” Immobilien in B-Lagen im Schatten der Top 7-Städte lohnen sich. Dabei handelt es sich um Objekte, die über schlechte Energieausweise verfügen, in denen seit Jahrzehnten nicht renoviert wurde und in deren städtischem Umfeld Großprojekte anstehen.  

Laut aktuellen Zahlen ist nur jede fünfte Führungsposition im Immobiliensegment weiblich besetzt – Welche Hintergründe und Ursachen gibt es Ihrer Meinung nach für diesen Umstand?

Eine Statistik, die ich sehr schade finde, mich jedoch nicht überrascht. Fakt ist, dass unsere Branche leider noch eine traditionell sehr festgefahrene ist, in denen strukturelle Veränderungen nur langsam Wirkung entfalten.

Ich wurde selbst in meiner Karriere mit vielen Vorurteilen und Hürden konfrontiert. Meine Position habe ich mir hart erarbeitet, hatte aber auch Glück, dass ich durch meine Selbstständigkeit einiges erreichen konnte.

Gerade in “alteingesessenen” Unternehmen herrscht teilweise Angst vor Status- und Hierarchieverlust, was Veränderungen erschwert. Da muss sich aber etwas tun.

Sprechen wir über verhärtete Strukturen oder gibt es bereits Zeichen für einen Wandel?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Frauen immer mehr am Immobilienmarkt partizipieren – sowohl als Investorinnen als auch als Arbeitnehmerinnen. Wenn wir unseren eigenen Kundenstamm betrachten, können wir diesen Trend beobachten. Auch auf Branchenevents, welche ich regelmäßig besuche, treffe ich andere Frauen immer häufiger.

Das soll aber nicht heißen, dass wir schon am Ziel angekommen sind und keine Veränderung anstreben sollten. Ich bin überzeugt, dass wir noch viel bewegen können, indem wir Chancengleichheit ermöglichen und Frauen mehr Unterstützung bieten. Startups können hier Impulse setzen und schaffen so auch das passende Umfeld für Investorinnen, um in der Branche durchzustarten.

Welche Tipps und Ratschläge können Sie für Jetzt und für die Zukunft geben, um „Female Leadership“ im Marktumfeld zu fördern?

Erstens: Veränderung kommt nicht von alleine. Man muss sie aktiv vorantreiben und priorisieren. Unternehmen müssen ihre festgefahrenen Strukturen überdenken. Dazu gehören für mich flexiblere Arbeitszeitmodelle, bessere Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Remote Work Optionen. Das ist nicht nur für Frauen förderlich, sondern auch für Familien und jüngere Angestellte allgemein ein Plus.

Zudem sollte sich die Branche von veralteten Denkmustern und Vorurteilen verabschieden. Die Führungsqualitäten eines Mannes werden nicht daran bemessen, ob er eine Familie hat oder nicht. Das sollte auch bei Frauen keine Rolle spielen. Am Ende zählt doch, ob das Unternehmen durch die Person bereichert wird und unter deren Führung erfolgreicher verläuft. Das erkennt man an der Arbeit selbst, nicht an den persönlichen Umständen.

Mein Rat an die Frauen im Immobilienumfeld: Netzwerke schaden nur denen, die keine haben. Ich empfehle, den Austausch mit anderen weiblichen Führungskräften zu suchen und so viele neue Kontakte und Partnerschaften wie möglich zu knüpfen. So entstehen auch mehr Ideen und Möglichkeiten in der Branche, um das Ungleichgewicht endgültig zu beseitigen.

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