Gesundheit

Neue Therapie bei Schlaganfall

  • Lars Wallerang/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 16. Mai 2024, 13:39 Uhr
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mp Groß-Gerau - Um schwere Druckschäden nach einer Hirnblutung zu verhindern, haben die Ärzte in der Studie temporär einen Teil des Schädelknochens entfernt. Universitätsklinik für Neurochirurgie / Inselspital Bern

Blutungen in tiefen Gehirnbereichen sind meist lebensbedrohlich. Ein internationales Team unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg findet erstmals Hinweise auf positiven Effekt durch temporäre Schädelöffnung.


Blutungen in tiefen Gehirnbereichen sind meist lebensbedrohlich. Ein internationales Team unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg findet erstmals Hinweise auf positiven Effekt durch temporäre Schädelöffnung. Mehr als 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich eine spontane Blutung im Gehirn. Ein solcher hämorrhagischer beziehungsweise blutiger Schlaganfall ist akut lebensgefährlich.

Gerade tief im Gehirn liegende Blutungen haben meist massive Konsequenzen. Die Blutung und folgende Schwellungen üben Druck auf das umgebende Gehirngewebe aus und führen so zu weitreichenden Schäden im Gehirn. Eine wirksame Therapie gibt es bislang nicht. Nun gibt es erstmals wertvolle Hinweise auf einen wirksamen neurochirurgischen Ansatz, wie ein internationales Team um Ärzte der Universitätskliniken Freiburg und Bern zeigt: Sie fanden Hinweise, dass ein Öffnen der Schädeldecke und damit eine Druckminderung im Gehirn zu weniger schweren Verläufen führt.

In dieser Studie stecken 14 Jahre Arbeit und Herzblut", sagt Prof. Dr. Jürgen Beck, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Er hat die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Urs Fischer vom Inselspital des Universitätsklinikums Bern geleitet. "Die SWITCH-Studie liefert erstmals starke Hinweise für einen wirksamen Therapieansatz beim tiefen hämorrhagischen Schlaganfall." Künftig werde es darum gehen, die Ergebnisse individuell auf die einzelnen Patienten anzuwenden.

Blutungen in tiefliegenden Regionen des Gehirns sind für Patienten besonders gefährlich. Sie führen oft zu schweren Behinderungen, Pflegebedürftigkeit und hoher Sterblichkeit. Die Behandlungsmöglichkeiten sind derzeit auf blutdrucksenkende und blutungsstillende Medikamente begrenzt und oft nicht ausreichend. Gleichzeitig ist die Forschung im Bereich der tiefen Hirnblutungen besonders anspruchsvoll, da die betroffenen Gehirnareale schwer zugänglich sind und Blutungen schnell lebensbedrohlich werden. Bisherige Studien zu verschiedenen Operationsmethoden scheiterten daran, einen klaren Vorteil für Patienten zu zeigen.

Die SWITCH-Studie untersuchte daher gezielt die Wirkung einer Kraniektomie zur Druckentlastung bei besonders schwer betroffenen Patienten. Dabei wurde ein Teil der Schädeldecke entfernt und nach Rückgang der Schwellung wieder implantiert. Die Patienten erhielten entweder die bisherige Standardtherapie oder die Standardtherapie in Kombination mit der Dekompressions-Kraniektomie.

Ein halbes Jahr nach dem Eingriff wurden 44 Prozent der Patienten nach Kombinationstherapie den schlechtesten Stufen 5-6 zugeordnet, ohne neurochirurgischen Eingriff waren es 58 Prozent. Negative Effekte traten in den Gruppen gleich häufig auf. Auch wenn die statistische Signifikanz (p=0,057) knapp verfehlt wurde, sehen die Autoren darin immerhin einen schwachen Beweis, dass die Intervention der bisherigen Therapie überlegen sein könnte. "Es ist ein wertvoller Hoffnungsschimmer, dass durch den Eingriff das Leiden dieser Patienten gemildert werden kann", sagt Beck. Allerdings waren Überleben und eine starke Einschränkung in beiden Gruppen hoch, so dass weitere Forschung notwendig ist.

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