Umwelt

Klimawandel macht tödliche Hitze in USA und Mexiko 35 Mal wahrscheinlicher

  • AFP
  • In UMWELT
  • 20. Juni 2024, 14:10 Uhr
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Durch Hitze sterben weltweit mehr Menschen als durch Wirbelstürme oder Überflutungen Bild: AFP

Die Wahrscheinlichkeit tödlicher Hitzewellen, wie sie Ende Mai und Anfang Juni die USA, Mexiko und Zentralamerika erlebt haben, ist durch den Klimawandel 35 Mal größer geworden. Diese Einschätzung gab die Forschungsgruppe WWA bekannt.

Die Wahrscheinlichkeit tödlicher Hitzewellen, wie sie Ende Mai und Anfang Juni die USA, Mexiko und Zentralamerika erlebt haben, ist durch den Klimawandel 35 Mal größer geworden. Diese Einschätzung gab am Donnerstag die Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die extremen Temperaturen, die in diesen Regionen in diesem Zeitraum erreicht wurden, wiederholen, ist heute demnach vier Mal höher als noch vor 25 Jahren.

In Mexiko starben mindestens 125 Menschen wegen der Rekordhitze, tausende mehr erlitten einen Hitzschlag, der tödlich sein kann, wenn das natürliche Kühlsystem des Körpers versagt.

"Wir kennen wahrscheinlich nicht das ganze Ausmaß hitzebedingter Todesfälle, da sie normalerweise nur Monate später bestätigt und gemeldet werden, wenn überhaupt", erklärte die WWA. Sie nutzt durch Fachleute überprüfte Methoden, um Zusammenhänge zwischen spezifischen Extremereignissen und dem globalen Klimawandel zu beurteilen. 

Hitzewellen hat es immer gegeben. Doch der Klimawandel - verursacht durch ein Jahrhundert der massiven Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas - lässt sie heftiger und häufiger werden. Durch Hitze sterben weltweit mehr Menschen als durch Wirbelstürme oder Überflutungen.

Die Klimawissenschaftler gehen davon aus, dass in der Zukunft Millionen weitere Menschen einer gefährlichen Hitze ausgesetzt sein werden, da weiterhin fossile Energieträger verbrannt und klimaschädliche Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben werden.

Dieses Jahr war das bislang heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Und schon vor dem Sommeranfang auf der Nordhalbkugel erlebten mehrere Regionen extrem heiße Tage. Griechenland verzeichnete die bislang früheste Hitzewelle, Indien litt wochenlang unter erbarmungslosen Temperaturen und die USA kämpfen gegen die ersten Waldbrände und Gluthitze. 

In Saudi-Arabien starben während der Pilgerfahrt Hadsch mehr als tausend Menschen, die Mehrheit von ihnen wegen der unerbittlichen Hitze mit Temperaturen bis zu 51,8 Grand Celsius.

Für die am Donnerstag veröffentlichte Studie analysierten die Experten der WWA die fünf heißesten Tage und Nächte in Folge während der Hitzewelle über dem Südwesten der USA, Mexiko, Guatemala, Belize, El Salvador und Honduras Ende Mai und Anfang Juni. 

Die Wissenschaftler entwickelten Wege zur Nutzung von Klimamodellen, um zu verstehen, wie Extremereignisse dieser Art sich in einer Welt verändert haben, die 1,2 Grad Celsius wärmer ist als in der vorindustriellen Zeit. Sie kamen zu dem Ergebnis, "dass die menschengemachte Erderwärmung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe eine fünftägige Hitzewelle um 1,4 Grad heißer und 35 Mal wahrscheinlicher macht".

Wenn die Menschen weiter fossile Brennstoffe verbrennen, könnten diese Wetterextreme noch häufiger werden, warnte die Forschergruppe. Die durch den Klimawandel verursachten zusätzlichen 1,4 Grad Celsius hätten "für viele Menschen im Mai und Juni den Unterschied zwischen Leben und Tod ausgemacht", erklärte Karina Izquierdo, kommunale Beraterin für Lateinamerika und die Karibik im Rot-Kreuz-Klimazentrum. 

"Regierungen und Städte müssen nicht nur Emissionen reduzieren, sondern auch Schritte unternehmen, um weniger anfällig für Hitze zu werden", erklärte sie.

Experten zufolge ist Hitze das tödliche aller Wetterextreme, wird aber oft unterschätzt. Kinder und Ältere sowie Menschen, die unter freiem Himmel arbeiten, sind besonders gefährdet. 

In Mexiko und Zentralamerika sind die Folgen der Hitze noch stärker zu spüren wegen der Wohnverhältnisse und beschränkten Zugangs zu Kühlmöglichkeiten - auch für Obdachlose und Bewohner illegaler Siedlungen.

Extreme Hitze bedroht zudem die Stabilität der Stromversorgung, die wiederum entscheidend für das Funktionieren der Gesundheitsversorgung ist. 

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