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Barrieren durchbrechen: Yasin Qureshis Weg an die Spitze des Investmentbankings

  • Redaktion
  • In FINANZEN
  • 5. September 2024
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Image by Pete Linforth from Pixabay

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Yasin Sebastian Qureshi ist der mit Abstand jüngste Gründer einer Bank in Deutschland. Mit gerade mal 29 Jahren erhielt der gebürtige Hamburger eine Lizenz zur Leitung einer Investmenbank. Qureshi ist dabei alles andere als ein klassischer Bänker. Trifft man Qureshi, wirkt er schüchtern, verschmitzt, schlaksig – vielmehr wie ein Nerd als denn erfolgreicher Hedge-Fonds-Manager. Yasin Qureshi hat Barrieren durchbrochen und es an die Spitze des deutschen Investmentbankings geschafft. Seine Karriere begann mit einem Hightech-Spielzeug der 1980er Jahre. Heute ist Qureshi Unternehmer, Investor, Autor und Filmproduzent.

 Yasin Qureshis frühe Jahre

Yasin Sebastian Qureshi wurde 1973 geboren. Als Sohn eines indischen Vaters und deutscher Mutter wuchs Qureshi im Hamburg-Barmbek auf, einem „ehrlichen Viertel“ mit „viel Backstein, vielen Arbeitern – und ganz viel HSV“. Über die frühe Kindheit von Qureshi ist wenig bekannt. Sicher ist aber, dass seine Leidenschaft für Zahlen – und damit die Grundlage seiner Karriere – im Jahr 1984 gelegt wurde. Mit 11 Jahren schenkten ihm seine Eltern einen Commodore 64. Der ikonische „Brotkasten“, damals noch als Hightech-Spielzeug belächelt, ließ die Playmobil-Figuren für immer im Schrank versauern. Yasin Qureshi war fasziniert von den Möglichkeiten, die ihm durch die Programmiersprache Basic, durch Bits und Bytes eröffnet wurden. Qureshi verliebte sich in das Programmieren, in den Umgang mit Formeln – ein früher Nerd im Zeitalter der 5 ½ Zoll Disketten.

Als Teenager entdeckt Qureshi die Terminmärkte für sich. Mit selbst entwickelten Programmen lässt er die neuen digitalen Möglichkeiten der Achtziger auf die Finanzmärkte los. „Die menschliche Psyche ist zum rationalen Handeln auf den Finanzmärkten nicht imstande“, so Qureshi im Gespräch mit dasinvestment.com.

Die Vorliebe für Zahlen begleitet den jungen Yasin Qureshi durch das Abitur. 1992 beginnt er in Hamburg ein Kunst- und BWL-Studium, dass er allerdings heute als „Orientierungsphase“ bezeichnet und schon 1994 wieder beendete. Auf das Studium folgen, getreu seinem Motto „Die Praxis ist das einzig lohnende Studium“ mehrere Praktika bei diversen Brokern. Mit den ersten Schritten in der Finanzwelt entwickeln sich seine C64-Analysen aus dem Kinderzimmer weiter, Qureshi entdeckt das große Potenzial der Managed-Futures-Strategien für sich. Es folgten mehrere Stationen, die dem jungen Qureshi die benötigte Orientierung lieferten: „Ich arbeitete noch während meines Studiums bei einem Maklerunternehmen, das technische Analysen für Kapitalmärkte durchführte. Ich studierte Kunst in Hamburg.“ Mit zahlreichen gesammelten Erfahrungen startete Qureshi in das Jahr 1995 – dem Jahr, in dem der Grundstein für seinen Erfolg gelegt werden sollte.

 Die Anfänge als Unternehmer

Mit nur 22 Jahren gründete Qureshi im Juli 1995, gemeinsam mit Steffen Fix, die Varengold Vermittlungs- und Handelsgesellschaft GmbH. Das Unternehmen will Investoren Managed Futures und Termingeschäfte nahebringen, auf einer eigenen Internetplattform wollen die beiden Gründer Aktivitäten und Strategien der global erfolgreichsten Trader veröffentlichen. Die Gründungszeit verlief dabei alles andere als einfach. Die Kapitalgeber sind mehr als zurückhaltend, die Banken finden den Businessplan der Gründer nicht attraktiv und nachhaltig genug. Schließlich gelangen Qureshi und Fix doch noch an das benötigte Startkapital. Mit 10.000 DM legen die Gründer los. Und arbeiten wie besessen an ihrem Erfolg. Tag und Nacht analysiert Qureshi die Finanzmärkte, kauft und verkauft. „Ich habe von 8 Uhr morgens bis zur Schließung der US-Märkte gehandelt und anschließend das Geschehen nachbereitet“, erinnert sich Yasim Sebastian Qureshi. „Wir arbeiteten Tag und Nacht. Wir waren eine Gruppe von Freunden. Und all das Geld, das wir verdienten, reinvestierten wir über einen sehr, sehr langen Zeitraum.“ 1998 folgt dann die Quittung, sein Körper kollabiert. Mit einer verschleppten Lungenentzündung wird Qureshi in die Notaufnahme eingeliefert.

1998: Varengold wird zur Investmentbank

 

Der körperliche Rückschlag kann Qureshi nicht aufhalten. 1998 erhält Varengold von der Aufsichtbehörde die Kreditinstitutserlaubnis. Der junge Investmentbänker ist mit seinem Unternehmen nun endgültig in der Welt der Finanzmärkte angelangt. Es folgen Jahre des beharrlichen Ausbaus des Unternehmens – und 2003 schließlich die lang erwartete erweitere Erlaubnis, dass Varengold als Wertpapierhandelsbank tätig sein darf. Varengold agiert ab 2003 als Investmentbank, die im Fondsmanagement aktiv ist und die Portfolios renommierter, institutioneller Kunden verwaltet. Die Welt des großen Geldes übt auf Qureshi eine immense Faszination aus – hat aber auch ihre Schattenseiten. Restriktive Kontrollen durch die Finanzaufsichtsbehörde beschäftigen heute zahlreiche Mitarbeiter, die Daten und Transaktionen regelmäßig melden müssen. Die strengen Kontrollen hatten aber gerade in den Wirren des Start-Up-Wahnsinns in den frühen 2000er Jahren echte Vorteile, wie Qureshi im Rückblick erkennt: „Die strengen Eigenkapitalrichtlinien haben unserer Bank Bodenhaftung verliehen“. Anders als viele andere Start-ups rutsche Varengold nicht ins Zockermilieu ab.

Im Gegenteil, Qureshi und sein Team erweiterten die Geschäftstätigkeiten nochmals deutlich. Der Gründer wurde zum CEO der Varengold Bank, die 2007 an die Börse sind und sich im weiteren Verlauf zu einer Geschäftsbank mit Niederlassungen in Deutschland, London, Dubai und Hongkong weiterentwickelte. Und Qureshi wurde mit nur 29 Jahren der jüngste Mensch, der jemals eine Lizenz zur Leitung einer Investmentbank erhielt. Dass er überhaupt zum CEO ernannt wurde, ist für Yasin Sebastian Qureshi ein „glücklicher Zufall, der mit viel Beharrlichkeit verbunden war, um die formellen Anforderungen an die Qualifikation zur Leitung einer Bank zu erfüllen. Das, was ich in der Vergangenheit geleistet habe, wurde so betrachtet, als hätte ich eine Bank geführt – obwohl die Varengold formal keine Bank war. Normalerweise braucht man drei Jahre Erfahrung auf sehr hohem Niveau als Geschäftsführer einer Bank, um von der Bankenaufsicht als CEO akzeptiert zu werden.“

Zu den weiteren Erfolgen des Unternehmers Qurashi zählt die Gründung der NAGA Group AG, ein Fintech-Unternehmen, dass Investment und Social Media verbindet und 2017 - nicht einmal 2 Jahre nach Gründung - erfolgreich in Rekordgeschwindigkeit an die Börse ging. Zu NAGAs größten frühen Aktionären zählten Chinas größter, privater Mischkonzern FOSUN sowie die zweitälteste Bank Deutschlands, Hauck & Aufhäuser. FOSUN hat 2019 die Mehrheit in NAGA erworben..

Mehr als „nur“ Investmenbänker

Yasin Sebastian Qureshi wäre nicht zufrieden, wenn seine Karriere mit der Ernennung zum CEO abgeschlossen wäre. Der bekennende Philantrop hat mehrere Bücher geschrieben, unter anderem „Managed Futures“ – ein interessanter Einblick in eine Anlageklasse, die bei deutschen Anlegern so gut wie unbekannt ist. Erwähnenswert sicherlich ist auch der von Manuel Koch produzierte Film „Reset – The Blockchain Revolution“, in dem Yasin Sebastian Qureshi eine der die Hauptrollen übernommen hat. In dem Film skizziert Qureshi die Zukunft eines Finanzsystems, das auf Blockchain-Technologie basiert, die als Antwort auf das heute Finanzsystem gesehen werden könnte. Auch im Bereich der Biotechnologie ist Qureshi aktiv, er hat in mehrere Lifescience-Projekte investiert und so einen nicht unbedeutenden Teil zu bahnbrechenden neuen Krebstherapien beigetragen.

 

Glückliche Zufälle, das richtige Timing und eine gute Portion „Nerdigkeit“: Die Karriere des gebürtigen Hamburgers Yasin Sebastian Qureshi zeigt eindrucksvoll, was mit früh geweckter Leidenschaft alles möglich ist.

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