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20 Jahre „Erzähl mal“: Ein Gespräch mit der Autorin und Schöpferin, Frau van Vliet

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Elma van Vliet mit Buch © Elma van Vliet.jpeg

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Vor 20 Jahren startete etwas ganz Besonderes: Die Buchreihe „Erzähl mal“ von Frau van Vliet, die Menschen dazu inspiriert, ihre Geschichten zu teilen und familiäre Erinnerungen zu bewahren. Zum Jubiläum dieser erfolgreichen Reihe sprechen wir mit der Autorin über ihre Beweggründe, Herausforderungen und Pläne für die Zukunft.

Unternehmen-Heute: Frau van Vliet, Ihre Buchreihe „Erzähl mal“ feiert nun ihr 20-jähriges Jubiläum. Wie fühlt es sich an, auf zwei Jahrzehnte erfolgreichen Publizierens zurückzublicken?

Frau van Vliet: Wenn ich zurückblicke, fühle ich mich unglaublich dankbar. Es war für mich ein Abenteuer, von dem ich nie zu träumen gewagt hätte. Ich begann einst mit nur einem Wunsch und Verlangen: Antworten auf die Fragen zu bekommen, die ich meiner Mutter so gerne noch gestellt hätte. Und nun, 20 Jahre später, sind weltweit Millionen Menschen von der Geschichte meiner Mutter und mir inspiriert.

Unternehmen-Heute: Was war denn die ursprüngliche Inspiration für die Buchreihe? War es von Anfang an Ihr Ziel, ein generationsübergreifendes, emotionales Werk zu schaffen, oder hat sich das im Laufe der Zeit entwickelt?

Frau van Vliet: Die Inspiration für die Idee kam aus einer der schwierigsten Phasen meines eigenen Lebens. Als ich erfuhr, dass meine Mutter unheilbar krank war und nicht mehr lange zu leben hatte, wurde mir klar, dass es noch so viele Dinge gab, die ich nicht von ihr wusste. Es gab noch so viele Fragen, die ich ihr stellen wollte, so viele Antworten, die ich so sehr haben wollte. Und ich wollte ihr sagen, wie sehr ich sie liebte, weil ich das Gefühl hatte, dass ich das nicht oft genug getan hatte. Mein allergrößter Wunsch war es also, Antworten auf meine Fragen zu bekommen. Deshalb erstellte ich speziell für meine Mutter das Buch: „Mama, erzähl mal“. Ein Buch, das nicht erzählte, sondern fragte. Und ein Buch, das ich gerne mit Antworten gefüllt zurückbekommen wollte.

Meine Mutter begann, in das Buch zu schreiben, und wir begannen, auf eine andere Weise miteinander zu sprechen. Tiefer, ehrlicher, weil wir uns die Zeit nahmen, wirklich zuzuhören. Das Ergebnis war, dass wir uns als die Frauen, die wir waren, kennenlernten, und unsere Beziehung wurde sehr stark und liebevoll.

Ich hatte nie daran gedacht oder davon geträumt, Autorin zu werden, da ich in einer wunderbaren Karriere bei einem Telekommunikationsunternehmen tätig war, für die ich hart gearbeitet hatte. Aber als ich einen Brief von einem Mädchen erhielt, die mich fragte, wann ich das Buch „Papa, erzähl mal“ machen würde, weil ihr Vater ihr Held war, beschloss ich, mein Leben umzukrempeln. Ich kündigte und wollte die besondere Erfahrung, die ich mit meiner Mutter gemacht hatte, an andere weitergeben. Ich wollte Wert schaffen und den Menschen helfen, die Erinnerungen zu bewahren, die am meisten zählen.

Unternehmen-Heute: „Mama, erzähl mal“ hat über die Jahre zahlreiche Menschen berührt. Warum glauben Sie, hat die Buchreihe eine so starke und nachhaltige Resonanz bei den Lesern gefunden?

Frau van Vliet: Ich glaube, wir leben in einem Zeitalter, in dem wir digital mehr miteinander verbunden sind als je zuvor, aber dennoch die Verbindung zueinander immer mehr verlieren. Immer mehr Menschen verspüren das Verlangen nach mehr Nähe zu den wichtigen Menschen in ihrem Leben. Die Bücher, die ich mache, sprechen meiner Meinung nach dieses universelle Bedürfnis an. Ich glaube, dass es die echten, authentischen Geschichten von Mensch zu Mensch sind, die helfen, diese Verbindung herzustellen. Und was die Bücher tun, ist im Grunde dasselbe wie die uralte Tradition, Wissen und Geschichten an die nächste Generation weiterzugeben. Früher machten wir das am Lagerfeuer. Heute ist unsere Aufmerksamkeit mehr und mehr zersplittert, und wir kommunizieren oft über Bildschirme. Deshalb sind die Bücher eine schöne Lösung, um Geschichten und Gespräche, die so notwendig sind, in Gang zu bringen.

Unternehmen-Heute: Neben dem kreativen Schreiben erfordert der Erfolg einer Buchreihe auch ein gewisses unternehmerisches Geschick. Welche unternehmerischen Herausforderungen haben Sie in den letzten 20 Jahren gemeistert?

Frau van Vliet: Da gibt es eine ganze Menge. Ich denke, dass Unternehmertum manchmal auch aus Scheitern und Wiederaufstehen besteht. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, immer auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Als ich vor 20 Jahren mein erstes „Erzähl Mal“-Buch machte, gab es noch keine Ausfüllbücher. Ich habe sozusagen etwas Neues erfunden und wurde, bevor es ein Erfolg wurde, ausgelacht. Man sagte mir, dass wirklich niemand jemals ein leeres Buch kaufen würde. Ich hätte damals aufgeben können, aber ich glaubte, dass es die wertvollsten Bücher der Menschen werden könnten. Sie wurden nämlich mit Liebe geschrieben, und es würden Geschichten und Antworten darin stehen, die noch Generationen lang geschätzt werden.

Die zweite Lektion ist, mit guten Partnern zusammenzuarbeiten. Ich bin dem Team von Droemer Knaur und Die Geschenkverlage enorm dankbar, dass sie immer an mich geglaubt haben und dass wir gemeinsam ein so schönes Abenteuer erleben.

Eine weitere Lektion ist, sich selbst treu zu bleiben. Ich werde oft kopiert. Daraus habe ich gelernt, dass man in seiner eigenen Kraft bleiben muss. Scheinbar macht man etwas sehr gut. Ich bin sehr dankbar, dass meine Verleger, Buchhändler und die Menschen erkennen, dass es einen Unterschied gibt und dass sie gerne das Original kaufen und verschenken möchten.

Unternehmen-Heute: Vielen Dank für diese offenen Einblicke. Was sind denn Ihre Pläne für die Zukunft von „Mama, erzähl mal“? Können wir uns auf weitere Bände freuen oder sogar auf ein neues Projekt?

Frau van Vliet: Ich finde es großartig, dass Menschen mich oft mit Fragen zu neuen Ausgaben und Anfragen für Bücher und Spiele ansprechen. Daher erwarte ich, noch viel neue Werke zu schaffen. Etwas anderes, worum ich immer häufiger gebeten werde, sind Inspirationssitzungen. Ich habe das im Laufe der Jahre entwickelt und finde es nach wie vor magisch, was passiert, wenn Menschen beginnen, ihre Geschichten zu teilen und sich miteinander zu verbinden. Es ist wunderbar, wenn Menschen anfangen, Fragen zu stellen, um besser zu verstehen, anstatt einfach nur Recht zu haben oder etwas Eigenes zu erzählen. Ich denke, dass diese Fähigkeit in den kommenden Jahren nur noch wichtiger wird, und deshalb genieße ich es, mein Wissen auf diesem Gebiet weiterzugeben.

Unternehmen-Heute: Viele Ihrer Leser verbinden die Bücher mit wichtigen Erinnerungen und Generationenwechseln. Gibt es besondere Geschichten von Lesern, die Sie über die Jahre besonders berührt haben?

Frau van Vliet: Ja, es gibt viele Geschichten, die mich berührt haben. Sie berühren mich heute noch genauso wie bei meinem ersten Buch. So erhielt ich kürzlich eine Geschichte von einem Mädchen, dessen Großvater verstorben war und die wirklich ein Kunstwerk aus seinem Buch gemacht hatte. Sie las aus seinem Buch bei seiner Beerdigung vor und schrieb mir, wie dankbar sie war, dass sie dies von ihm hatte. Das sind für mich die größten Komplimente, die mir Gänsehaut bereiten. Aber es gibt noch mehr: Geschichten, die ich höre, in denen Gespräche in Gang kamen, die nie geführt worden waren. Weil jemand die Ruhe, die Zeit und die Mühe aufgebracht hatte, seine oder ihre Geschichte aufzuschreiben. Das sind für mich große Geschenke, denn ich glaube, dass das wertvollste Erbe, das man hinterlassen kann, die Geschichten sind, wer deine Familie war und woher du kommst.

Unternehmen-Heute: Wow, das ist wirklich berührend! Wenn Sie auf Ihre Karriere als Autorin zurückblicken, gibt es etwas, das Sie anders gemacht hätten, oder einen Rat, den Sie Ihrem jüngeren Ich geben würden?

Frau van Vliet: Ich denke, jeder Kreative oder Unternehmer hat im Rückblick Momente und Entscheidungen getroffen, von denen er später denkt: Ups, das hätte ich anders machen sollen. Scheitern und Wiederaufstehen gehören auch zum Unternehmertum und zum Wachsen. Aber ich denke, der wichtigste Rat, den ich mir selbst geben würde, wäre, immer selbst inspiriert zu bleiben. Sich Zeit zu nehmen, um sich selbst aufzuladen und nahe bei seiner Quelle zu bleiben, egal wie beschäftigt man ist. Das muss eine Priorität sein, denn es ist der Nährboden für das, was man erschafft und wie man sich fühlt. Eine weitere Lektion, die ich gelernt habe, war, niemals Kompromisse bei meinen Kernwerten einzugehen. Ich glaube, dass aufmerksame Zuwendung das Schönste ist, was man bekommen und geben kann. Deshalb ist es mir wichtig, echte Zeit für meine Kinder und die Menschen, die ich liebe, zu schaffen. Zeit, um zusammen nichts zu tun, zu plaudern oder etwas zu tun, was sich in diesem Moment richtig anfühlt. Glück liegt nämlich in den Verbindungen, die du zu dir selbst und den Menschen um dich herum hast. Und Erinnerungen zusammen zu schaffen, ist immer wichtig; sie werden die Schätze sein, an die man später mit einem Lächeln zurückdenkt. Es ist wichtig, im „Jetzt“ zu bleiben, denn dort liegt dein Glück. Es liegt nicht in der Zukunft, wenn du „etwas“ abgeschlossen oder erreicht hast. Das bedeutet für mich, dass ich meine To-do-Listen nie vollständig erledigen werde. Und das ist auch in Ordnung, morgen ist ein neuer Tag.

Unternehmen-Heute: Vielen Dank für diese eindringliche Antwort, da können sich bestimmt einige Leser etwas von mitnehmen. Zum Abschluss: Was bedeutet Erfolg für Sie heute, nach 20 Jahren „Mama, erzähl mal“? Hat sich Ihre Definition von Erfolg im Laufe der Jahre verändert?

Frau van Vliet: Nein, wenn es etwas gibt, das unverändert geblieben ist, dann ist es meine Definition von Erfolg. Erfolg ist eine E-Mail oder eine Geschichte von jemandem, der eines meiner Bücher gekauft hat und mir mitteilt, wie wertvoll sein oder ihr Buch ist. Das war damals so und wird immer so bleiben. Was ich tue, tue ich mit viel Liebe, und der Wunsch, den Menschen zu helfen, Erinnerungen zu schaffen, zu teilen und zu bewahren, wird immer bestehen bleiben.

Unternehmen-Heute: Was für eine rührende und inspirierende Geschichte, Frau van Vliet. Vielen herzlichen Dank für das Interview und die bewegenden Einblicke, die Sie uns geschaffen haben. Auch für Ihre zukünftigen Projekte wünschen wir Ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg.

Anlässlich des 20. Jubiläums gibt es übrigens eine limitierte Sonder-Ausgabe der Buchreihe im Skandi-Design, welches die nostalgische Wirkung der Bücher noch zusätzlich unterstreicht. Wir sind gespannt, womit Frau van Vliet uns noch zukünftig in den Bann der Vergangenheit ziehen wird.

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