In der deutschen Industrie hat sich die Auftragslage im August zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Ein deutliches Minus wurde vor allem bei Auftragseingängen aus dem Ausland verzeichnet.
In der deutschen Industrie hat sich die Auftragslage im August zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe sank gegenüber Juli um 0,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Ein deutliches Minus wurde vor allem bei Auftragseingängen aus dem Ausland verzeichnet.
Wie das Bundesamt weiter ausführte, sanken die Auftragseingänge im August ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen gar um 3,3 Prozent verglichen mit dem Vormonat. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich lag der Auftragseingang von Juni bis August um 2,3 Prozent niedriger als in den drei Monaten zuvor.
Die negative Entwicklung im August sei "wesentlich auf die deutlichen Rückgänge von Neuaufträgen in der Automobilindustrie" zurückzuführen, erklärte das Bundesamt weiter. Den noch vorläufigen Ergebnissen der Statistiker zufolge sanken sie gegenüber Juli saison- und kalenderbereinigt um 6,4 Prozent. Positiv wirkte sich hingegen unter anderem der Anstieg der Auftragseingänge in der Herstellung von Metallerzeugnissen (plus 15,4 Prozent) aus.
Das Bundeswirtschaftsministerium wies darauf hin, dass die Inlandsaufträge mit einem Zuwachs von 4,7 Prozent "kräftig" anzogen hätten, während die Bestellungen aus dem Ausland um 4,1 Prozent zurückgegangen seien. "Besonders schwach zeigten sich die Auftragseingänge außerhalb des Euroraums mit minus 5,0 Prozent", hob das Ministerium hervor.
"Vor allem die wieder anziehende Inlandsnachfrage deutet auf eine Bodenbildung in der Industrie hin, während die zuletzt schwache Auslandsnachfrage weiter dämpft", erläuterte das Ministerium weiter. Der erneut hohe Anteil inländischer Großaufträge bei Investitionsgütern deute zudem "auf zunehmende Aufträge im Rüstungsbereich und bei rüstungsnahen Gütern hin".
Der ING-Analyst Carsten Brzeski kommentierte den erneuten Rückgang bei den Auftragseingängen mit dem Hinweis darauf, dass die Auslandsaufträge bis Mai noch stark angestiegen und dann eingebrochen seien. Grund dafür seien nach vorne verlagerte Exporte in die USA gewesen, erklärte er.
Einen "Hoffnungsschimmer" stelle indes der Anstieg der Inlandsaufträge im August dar. Dies könne darauf hindeuten, dass die angekündigten Großinvestitionen in Infrastruktur und Verteidigung allmählich in die Auftragsbücher deutscher Industrieunternehmen einfließen.
Der Konjunkturexperte der Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK), Jupp Zenzen, wies darauf hin, dass es vier Rückgänge in Folge bei den Auftragseingängen "zuletzt nur Anfang 2022 zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine" gegeben habe. "Die industrielle Talfahrt setzt sich fort", erklärte er.
Auffällig sei, "dass gerade die Bestellungen aus dem Ausland jetzt schon wieder zurückgehen", nachdem es zu Jahresbeginn ein "leichtes Aufflackern" gegeben habe. "Hohe Kosten am heimischen Standort für Energie, für Personal, aber auch hohe Steuer- und Bürokratiebelastungen nagen insgesamt an der Industrie", kritisierte er. "Hier muss die Politik dringend ansetzen."