Für die Entwicklung metallorganischer Gerüste werden drei Wissenschaftler mit dem diesjährigen Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Der Preis geht an den Japaner Susumu Kitagawa, den US-Jordanier Omar Yaghi und der in Großbritannien geborenen Richard Robson.
Für die Entwicklung metallorganischer Gerüste werden drei Wissenschaftler mit dem diesjährigen Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Der Japaner Susumu Kitagawa, der US-Jordanier Omar Yaghi und der in Großbritannien geborene Richard Robson erhalten die Ehrung für ihre bahnbrechenden Forschungen an molekularen Strukturen zwischen Ende der 1980er und Anfang der 2000er Jahre.
Die von den Forschern entwickelten metallorganischen Gerüste (MOF) können beispielsweise genutzt werden, um Wasser aus Wüstenluft zu filtern, Kohlendioxid aufzufangen oder giftige Gase zu speichern. Auch bei der Katalyse chemischer Reaktionen werden sie angewendet, wie das Nobel-Komitee erklärte.
MOFs hätten "enormes Potenzial" und brächten "zuvor ungeahnte Möglichkeiten" zur Entwicklung maßgeschneiderter Materialien mit neuen Funktionen, sagte der Vorsitzende des Nobel-Komitees für Chemie, Heiner Linke. Auf der Basis der Entdeckungen des Trios konnten Chemiker laut Nobel-Komitee bereits zehntausende verschiedene MOFs konstruieren.
"Stellen Sie sich vor, dass die Werkzeuge der Chemie genutzt werden können, um ganz neue Materialien mit noch nie dagewesenen Eigenschaften zu erschaffen", sagte der Generalsekretär der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, Hans Ellegren, bei der Preisverkündung. MOFs könnten möglicherweise "zur Lösung einiger der größten Herausforderungen der Menschheit beitragen" und etwa die als "Ewigkeitschemikalien" bekannten PFAS aus Wasser herausfiltern oder Pharma-Rückstände in der Umwelt aufspüren, erklärte das Nobel-Komitee.
Ihren Ausgang nahm die Entwicklung von MOFs 1989, als der heute 88 Jahre alte Robson die Eigenschaften von Atomen auf eine neue Weise unter Einsatz von positiv geladenen Kupferionen erforschte. Dabei verbanden sich die Atome zu einem "wohlgeordneten, geräumigen Kristall - wie ein Diamant mit unzähligen Hohlräumen", wie das Nobel-Komitee weiter mitteilte. Die von Robson entdeckte molekulare Struktur war allerdings noch instabil. Kitagawa und Yahgi stellten den Bauprozess dann in getrennten Forschungen zwischen 1992 und 2003 auf eine "feste Grundlage".
Er sei "zutiefst geehrt und hocherfreut, dass meine langjährige Forschung anerkannt worden ist", sagte der 74 Jahre alte Kitagawa bei einer Telefonkonferenz während der Preisverkündung. Die deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeigte sich erfreut, dass in Omar Yaghi ein Leopoldina-Mitglied ausgezeichnet wird.
Mit der Entscheidung des Nobel-Komitees würden "wegweisende wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der nanoporösen Materialien gewürdigt, die das Potenzial haben, drängende Nachhaltigkeits- und Umweltherausforderungen zu bewältigen", erklärte Leopoldina-Präsidentin Bettina Rockenbach. "Dass ein Leopoldina-Mitglied für seine Forschungsleistungen ausgezeichnet wird, freut mich umso mehr."
Begonnen hatte der Nobelpreis-Reigen am Montag mit der Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises, am Dienstag folgte die Verkündung des Physik-Nobelpreises. Am Donnerstag wird der Nobelpreis für Literatur verkündet und am Freitag der Friedensnobelpreis. Den Abschluss bildet die Bekanntgabe der Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften am kommenden Montag.
Der Nobelpreis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert. Verliehen werden die Auszeichnungen am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel.