Die linksgerichtete Catherine Connolly ist am Samstag zur Siegerin der Präsidentschaftswahl in Irland erklärt worden. Die 68-jährige Anwältin erhielt nach offiziellen Angaben mehr als 63 Prozent der Stimmen. Überschattet wurde die Wahl von einer Rekordzahl ungültiger Stimmen.
Die linksgerichtete Catherine Connolly ist am Samstag zur Siegerin der Präsidentschaftswahl in Irland erklärt worden. Die 68-jährige Anwältin erhielt nach offiziellen Angaben mehr als 63 Prozent der Stimmen und damit deutlich mehr als ihre zentristische Gegenkandidatin Heather Humphreys von der Partei Fine Gael mit 29,5 Prozent. Überschattet wurde die Wahl von einer Rekordzahl ungültiger Stimmen und der Kritik am Fehlen konservativer Kandidaten.
"Es wird ein absolutes Privileg sein, Ihnen zu dienen", sagte Connolly in ihrer Dankesrede. "An diejenigen, die mich nicht gewählt haben und diejenigen, die ihren Stimmzettel zerstört haben: ich sage Euch, ich werde eine inklusive Präsidentin sein und Euch allen zuhören."
Fast 13 Prozent der 1,65 Millionen abgegebenen Stimmzettel waren "ungültig". Die Wahlbeteiligung war mit fast 46 Prozent allerdings etwas höher als bei der vorherigen Präsidentenwahl 2018.
Die Anwältin und Politikerin ist eine deutliche Kritikern der Europäischen Union und der USA. Sie spricht fließend Gälisch und setzt sich für eine Vereinigung Irlands und Nordirlands ein. Auch spricht sie sich gegen höhere Verteidigungsausgaben und für eine strikt neutrale Haltung Irlands aus. Im Nahost-Konflikt ist sie eine vehemente Verteidigerin der Palästinenser.
Sie werde "eine Stimme für Frieden" sein, "eine Stimme, die auf unserer Neutralitätspolitik aufbaut", sowie eine "Stimme, die die existenzielle Gefahr durch den Klimawandel anspricht", kündigte sie an.
Das Staatsoberhaupt hat in Irland hauptsächlich repräsentative und zeremonielle Aufgaben. Die Wahl Connollys könnte wegen ihrer Ansichten über Außenpolitik, soziale Gerechtigkeit und Wohnungsbau jedoch eine Zeit erhöhter Spannungen zwischen Präsidentin und Regierung einläuten.
Premierminister Micheal Martin, Chef der konservativen Partei Fianna Fail, gratulierte Connolly für ihren "eindrucksvollen Wahlkampf". Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Präsidentin, "während Irland weiter eine wichtige Rolle auf der globalen Bühne spielt", fügte er hinzu. Auch Vize-Regierungschef und Fine-Gael-Politiker Simon Harris gratulierte der 68-Jährigen. Wahlverliererin Humphreys sagte im Gespräch mit dem Fernsehsender RTE: "Catherine wird eine Präsidentin für uns alle sein, und sie wird meine Präsidentin sein."
Viele Konservative hatten im Vorfeld die beschränkte Auswahl an Kandidaten und das Fehlen rechtsgerichteter Kandidaten kritisiert. Wie das benachbarte Großbritannien ist Irland zerstritten bei dem Thema Asyl. Teilweise gibt es gewaltsame Proteste, auch vor Asylunterkünften.
Umfragen zufolge fühlten sich 49 Prozent der Wähler weder von Connolly noch von Humphreys repräsentiert. Führende Konservative hatten ihre Wählerschaft deshalb aufgerufen, aus Protest ungültige Stimmzettel abzugeben. Medienberichten zufolge trugen zahlreiche der ungültigen Stimmen Botschaften gegen Einwanderung oder Slogans wie "keine Demokratie".
Ein konservativer katholischer Kandidat hatte nicht die erforderliche Unterstützung des Parlaments erhalten, was zu Verärgerung über die Nominierungsregeln führte. Nachdem ein Kandidat der konservativen Fianna Fail kurz vor dem Wahltag ausstieg, blieben nur noch Connolly und Humphreys übrig. Sein Name stand allerdings noch auf den Stimmzetteln - was ihm trotz zurückgezogener Kandidatur sieben Prozent der Stimmen eintrug.
Einige Prominente hatten eine Kandidatur erwogen, darunter der mehrerer Sexualstraftaten beschuldigte Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Conor McGregor sowie der Musiker Bob Geldof und der Star aus dem "Riverdance"-Musical, Michael Flatley. Keiner von ihnen trat jedoch letztlich an.
Connolly beginnt ihre siebenjährige Amtszeit im nächsten Monat, dann tritt sie die Nachfolge des 84-jährigen Michael Higgins an, der seit 2011 Staatsoberhaupt ist.
