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Autohersteller: Chipmangel verschlimmert sich "von Tag zu Tag"

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Autofabrik in Frankreich Bild: AFP

Die derzeitigen Engpässe bei Mikrochips drohen die europäischen Autobauer nach Angaben des Herstellerverbandes Acea empfindlich zu treffen. Demnach greifen die Autobauer derzeit verstärkt auf Reservebestände zurück, die jedoch 'rapide' zur Neige gehen.

Die derzeitigen Engpässe bei Mikrochips drohen die europäischen Autobauer nach Angaben des Herstellerverbandes Acea empfindlich zu treffen. Der Chipmangel verschlimmere sich "von Tag zu Tag", erklärte Acea am Mittwoch. Mitgliedsunternehmen berichteten bereits davon, dass die Lieferung von Bauteilen aufgrund der Knappheit eingestellt worden sei. Die EU-Kommission hat sich nach eigenen Angaben eingeschaltet und verhandelt mit Peking und Den Haag über eine Lösung der Probleme beim niederländischen Chiphersteller Nexperia.

Die Autobauer trifft die Krise hart. "Das bedeutet, dass es nur noch eine Frage von Tagen sein könnte, bis die Fertigungsstraßen stillstehen", warnte Acea-Verbandschefin Sigrid de Vries. "Wir fordern alle Beteiligten dringend auf, ihre Bemühungen zu verdoppeln, um einen diplomatischen Ausweg aus dieser kritischen Situation zu finden", betonte sie. 

Hintergrund des aktuellen Chipmangels sind vor allem Lieferengpässe bei Nexperia. Die niederländische Regierung hatte den Chiphersteller Ende September unter ihre Kontrolle gestellt. Nexperia gehört zum chinesischen Konzern Wingtech, weshalb Peking Nexperia-Produkte Anfang Oktober mit einem Exportstopp belegte.

Nach Acea-Angaben greifen die Autobauer derzeit verstärkt auf Reservebestände zurück, die jedoch "rapide" zur Neige gehen. Eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedern des Herstellerverbandes ergab demnach, dass einige Autobauer davon ausgehen, dass Produktionsstopps unmittelbar bevorstehen.

Die EU-Kommission arbeitet nach eigenen Angaben an "dringenden Lösungen" im Konflikt zwischen der niederländischen Regierung und der Führung in Peking. "Wir stehen mit beiden Seiten im Kontakt und versuchen, eine Lösung zu finden", sagte ein Kommissionssprecher am Mittwoch. Am Donnerstag reist eine chinesische Delegation für Verhandlungen über Seltene Erden nach Brüssel, in der Sitzung dürfte es dann auch um die Chips gehen.

Acea erklärte am Mittwoch, es gebe zwar eine Reihe "alternativer Lieferanten". Es werde allerdings "viele Monate dauern", zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, die die derzeitige Versorgungslücke schließen könnten. Die Autoindustrie habe jedoch nicht so viel Zeit, bevor "die schlimmsten Auswirkungen" des Chipmangels zu spüren seien.

Der deutsche Autobauer Mercedes erklärte am Mittwoch, dass die "kurzfristige" Versorgung mit Chips gesichert sei. Zugleich werde weltweit nach Alternativen gesucht, sagte Konzernchef Ola Källenius in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) sieht den Fall Nexperia als "Weckruf" für Europa. "Kurzfristig könnten Diplomatie und politischer Druck die Chinesen dazu bewegen, ihren Exportstopp aufzuheben", sagte ZVEI-Geschäftsführer Wolfgang Weber dem Fachinformationsdienst "Tagesspiegel Background". Grundsätzlich allerdings müssten Politik, Industrie und Gesellschaft in Europa "gemeinsam resilienter" werden.

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