Eine Störaktion mit Rauchfackeln während des Konzerts des Israel Philharmonic Orchestra in der Pariser Philharmonie hat in Frankreich heftige Kritik ausgelöst.
Eine Störaktion mit Rauchfackeln während des Konzerts des Israel Philharmonic Orchestra in der Pariser Philharmonie hat in Frankreich empörte Reaktionen ausgelöst. Frankreichs Innenminister Laurent Nuñez verurteilte die Vorfälle scharf: "Nichts kann sie rechtfertigen", schrieb er am Freitag im Onlinedienst X. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befinden sich drei Männer und eine Frau in Polizeigewahrsam.
Das Orchester spielte am Vorabend unter der Leitung von Lahav Shani, dem designierten Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, der vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts bereits mehrfach Ziel von Protesten war.
Auch die Pariser Philharmonie verurteilte die "schwerwiegenden Zwischenfälle" während des Konzerts aufs Schärfste. Dreimal hätten Zuschauer versucht, das Konzert zu stören, darunter zweimal mit dem Einsatz von Rauchfackeln. Dabei sei es zu Auseinandersetzungen mit anderen Zuschauern gekommen. Die Störer seien des Saales verwiesen und das Konzert sei wieder aufgenommen worden. Die Philharmonie erstattete Anzeige.
Videos in Onlinediensten zeigen, wie ein Aktivist eine rote Rauchfackel schwenkt und von anderen Zuschauern mit Fausthieben traktiert wird. Das Orchester spielte am Ende des Konzertes eine Zugabe und die israelische Nationalhymne.
Der israelische Botschafter in Paris, Joshua Zarka, der bei dem Konzert anwesend war, prangerte die "Instrumentalisierung eines schrecklichen Konflikts für politische Zwecke" an. Der israelisch-palästinensische Konflikt werde genutzt, "um Stimmen zu gewinnen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Botschaft machte für die Störaktion "pro-palästinensische Demonstranten" verantwortlich.
Die französische Kulturministerin Rachida Dati erklärte, dass es in Frankreich ein Recht auf die Freiheit der Programmgestaltung gebe. "Gewalt hat keinen Platz im Konzertsaal", fügte sie im Onlinedienst X hinzu.
Die Fraktionsvorsitzende der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National, Marine Le Pen, verurteilte ihrerseits "unerträgliche" Handlungen, die sie "antisemitischen Aktivisten der extremen Linken" zur Last legte.
Die linkspopulistische EU-Abgeordnete Manon Aubry lehnte es ab, die Protestaktion zu verurteilen. Das Orchester repräsentiere den israelischen Staat, erklärte sie. Solche Vorfälle ließen sich verhindern, "wenn die israelische Regierung aufhört, ein ganzes Volk zu massakrieren", sagte sie dem Sender CNews.
In den vergangenen Tagen hatten pro-palästinensische Aktivisten die Absage des Konzerts gefordert. Die Gewerkschaft CGT-Spectacle forderte die Philharmonie auf, das Publikum auf die "schwerwiegenden Vorwürfe" gegen die israelische Regierung im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen hinzuweisen. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Konzert waren verstärkt worden.
Der 36 Jahre alte israelische Dirigent Shani war bereits zuvor Zielscheibe von Protesten geworden. Im September hatte ein Festival in Flandern die Münchner Philharmoniker ausgeladen, deren Chefdirigent Shani im nächsten Jahr werden wird. Shani sei "nicht in der Lage gewesen, die nötige Klarheit über seine Haltung zu dem genozidalen Regime in Tel Aviv auszudrücken", schrieben die Organisatoren des Festivals. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nannte dieses Vorgehen "blankem Antisemitismus".
Shani wurde 1989 in Tel Aviv geboren. Seit 2020/21 leitet er das Israel Philharmonic Orchestra. Im Februar 2023 ernannten die Münchner Philharmoniker Shani zum Chefdirigenten. Er soll den Posten im September 2026 antreten.
