Der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck hat in der Debatte um die medizinische Versorgung von hochbetagten Menschen nachgelegt und einen Paradigmenwechsel gefordert.
Der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck hat in der Debatte um die medizinische Versorgung von hochbetagten Menschen nachgelegt und einen Paradigmenwechsel gefordert. "Der Reflex lautet oft: Lebensverlängerung ist immer das höchste Ziel", schrieb er in einem Gastbeitrag für die "Rheinische Post". "Doch wer je erlebt hat, wie ein hochbetagter Mensch auf einer Intensivstation um sein Leben ringt, weiß: Nicht alles, was medizinisch möglich ist, ist auch menschlich vertretbar."
"Ein minimalinvasiver Herzklappenersatz oder die fünfte Hüftprothese - Eingriffe, die technisch brillant, rechtlich abgesichert und lukrativ sind - werden allzu oft durchgeführt, ohne dass die entscheidende Frage gestellt wird: Verbessert das das Leben? Oder verlängert es nur Leiden?", führt Streeck aus. Ihm gehe es dabei nicht ums Sparen, "sondern darum, Menschen etwas zu ersparen. Wie wir sie in ihren letzten Lebensphasen verantwortungsvoll begleiten - statt sie aus falschen Anreizen zu überversorgen."
Streeck ist der Drogenbeauftragte der Bundesregierung und hatte in dieser Woche bereits mit einem Vorschlag zur Begrenzung der Abgabe teurer Medikamente an hochbetagte Patienten für eine Kontroverse gesorgt. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) widersprach: "Im Ministerium wird diese Zielrichtung nicht verfolgt", sagte sie der "Bild". Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, es sei klar, dass Streecks Haltung "nicht unsere Haltung als Bundesregierung" sei.
Dieser legte nun nach: In Deutschland würden ältere Menschen nicht selten "tot operiert", weil das System falsche Anreize setze. "Wir müssen in Strukturen investieren, die Würde ermöglichen - statt in Eingriffe, die Erlöse bringen, aber keine Lebenszeit", erklärte er. "Manchmal ist die größere Fürsorge, nicht alles zu tun, was man kann."
