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Ein leises Auto ist nicht für jeden ein gutes Auto

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@ fungaifoto (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Weniger Geräusche auf den Straßen: Das hört sich nach einem guten Plan an. In der Hauptsache geht es dabei um weniger Lärm durch Autos. Anfahren, wenn die Ampel auf Grün umschaltet, bremsen bei Rot: Das stört Anwohner, die ihre Fenster geschlossen lassen, um die Lautstärke von der Straße auszusperren. Elektrofahrzeuge kommen da teils durchaus leiser daher und senken den Geräuschpegel. Anwohner freuen sich, allerdings ist nicht für jeden Verkehrsteilnehmer ein leises Auto auch ein gutes Auto.

Eine Straße zu überqueren, ob mit Zebrastreifen und Ampel oder ohne, ist beispielsweise für Menschen mit Hör- und Sehschäden eine tägliche Herausforderung. So haben Verbände von Blinden und Sehbehinderten schon vor Jahren ihre Sorgen deutlich gemacht und kritisiert, dass Elektroautos schlechter zu hören sind als andere. Und auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz stellt auf seiner Internetseite klar: Es besteht durch die geräuschärmeren Fahrzeuge eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, die auf akustische Signale angewiesen sind. Dazu zählen selbstverständlich auch Menschen mit beeinträchtigtem Gehör, aber auch unaufmerksame Verkehrsteilnehmer und nicht zuletzt Kinder und Radfahrer.

Warnsystem erzeugt Schallsignal

Seit spätestens 1. Juli 2021 gilt deshalb: Alle Fahrzeuge mit vier oder mehr Rädern, die neu im Straßenverkehr zugelassen werden, müssen mit einem akustischen Fahrzeug-Warnsystem ausgestattet werden, dem sogenannten AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System). Das AVAS-System stellt sicher: Bei einer Geschwindigkeit bis 20 km/h und beim Rückwärtsfahren wird ein Schallsignal ausgestoßen, das Verkehrsteilnehmer warnt. Das Schallzeichen sollte dem Geräusch eines Autos mit Verbrennungsmotor der gleichen Klasse ähnlich sein und muss automatisch erzeugt werden – eben bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h und beim Rückwärtssetzen. Allerdings ist es nicht erlaubt, ein Warnsystem einzubauen, dass lautere Geräusche produziert als ein normaler Benziner oder Diesel.

Ob Audi, BMW, Mercedes oder Fiat: Jeder Hersteller wird seinen eigenen AVAS-Ton entwickeln, denn schließlich klingen die Motoren der verschiedenen „Hersteller“ immer anders. Eines steht fest: Das AVAS-Warnsystem sollte sich an die mittlere Frequenz halten, da sie von den meisten Menschen am besten wahrgenommen wird. Dem stimmt auch Autoankauf-live zu, die in Deutschland ein professionelles Netzwerk für den Ankauf von Gebrauchtwagen aufgestellt haben.

Notbremssysteme als Alternative

Was die einen befürworten, lehnen andere ab. Autoexperten, die sich mit dem Schallemissionen im Autoverkehr beschäftigen, kritisieren das akustische Warnsystem als künstlich erzeugte Geräusche, die dem Straßenverkehr nun doch wieder mehr Lärm bescheren. Sie bevorzugen Assistenzsysteme wie zum Beispiel automatische Notbremssysteme. Sie beziehen sich auf Tests, die deutlich machen, dass Elektrofahrzeuge bei einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 km/h nur unwesentlich leiser sind als Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Bei Vollgas oder hochtourigem Fahrverhalten schnitten die Stromer allerdings, was den Geräuschpegel betrifft, besser ab.

Ein weiteres Argument gegen das Warnsystem: Mit dem Start-Stopp-System neuerer Autos vermindert sich der Lärm auch bei Fahrzeugen mit herkömmlichem Verbrennungsmotor ohnehin, denn der Wagen schaltet sich selbst bei kurzen Wartezeiten automatisch ab und wieder an, sobald beschleunigt wird. Elektroautos seien auch im Vergleich damit nicht wirklich leiser.

Verkauf von Elektroautos boomt

Elektroautos jedenfalls, das steht fest, werden immer beliebter. Laut Kraftfahrtbundesamt sind seit Juli 2021 mehr als eine Million elektrisch betriebene Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs. Mehr als 50 Prozent sind Elektrofahrzeuge, die anderen sind Plug-In-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge.

Der Boom bei den Neuzulassungen von Elektroautos machte gerade im Jahr 2020 einen Riesenschritt nach vorn. Von Januar bis Juli 2021 wurden schon um die 350 000 Elektroautos neu zugelassen. Schnellladestationen sollen bis Ende 2023 weiter ausgebaut werden, um in wenigen Minuten das Auto an die nächste Steckdose zu bringen.

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