Großbritannien

Druck auf Prinz Andrew wächst mit Erscheinen von Memoiren von mutmaßlichem Opfer

  • AFP
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  • 21. Oktober 2025, 12:27 Uhr
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Memoiren von Virginia Giuffre Bild: AFP

Mit dem Erscheinen der Memoiren seines mutmaßlichen Opfers ist der britische Prinz Andrew noch stärker unter Druck geraten. Virginia Giuffre wiederholt in ihrem Buch 'Nobody's Girl' den Vorwurf, dass Andrew sie als Minderjährige missbraucht habe.

Mit dem Erscheinen der Memoiren seines mutmaßlichen Opfers ist der britische Prinz Andrew noch stärker unter Druck geraten. Virginia Giuffre wiederholt in ihrem am Dienstag posthum erschienenen Buch "Nobody's Girl" den Vorwurf, dass Andrew sie als Minderjährige missbraucht habe. Am Tag zuvor hatten mehrere britische Abgeordnete gefordert, dass Andrew wegen der Vorwürfe und seiner früheren Verbindungen zu US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein die royalen Titel offiziell entzogen werden.

Giuffre wirft Prinz Andrew in ihrem Buch vor, er habe Sex mit ihr als sein "Geburtsrecht" angesehen. Die Memoiren erschienen am Dienstag posthum. Die US-Australierin hatte im April mit 41 Jahren Suizid begangen.

Giuffre war als Schlüsselfigur im Missbrauchsskandal um Epstein bekannt geworden. Sie hatte dem US-Investor vorgeworfen, sie als Sex-Sklavin missbraucht und als Minderjährige an andere Prominente weitergereicht zu haben - unter anderem an Andrew. 

Bei ihrem Kennenlernen im März 2001 sei der Prinz aufgefordert worden, das Alter der damals 17-Jährigen zu schätzen, was ihm auch gelungen sei, schreibt Giuffre in den Memoiren. "Meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als du", habe er daraufhin gesagt. Nach dem Sex mit Andrew habe ihr Epstein 15.000 Dollar gezahlt. Giuffre berichtet in dem Buch laut britischen Medien von drei sexuellen Begegnungen mit Andrew - eine davon eine Orgie mit Epstein, dem Prinzen und "acht anderen jungen Mädchen".

Prinz Andrew steht wegen der Vorwürfe und seiner Verbindungen zu Epstein seit Jahren unter Druck, dieser hatte sich mit Veröffentlichung erster Auszüge aus den Memoiren von Giuffre und neuer belastender Mails in der vergangenen Woche nochmals erhöht. Am vergangenen Freitag erklärte der 65-Jährige dann, dass er seine royalen Titel nicht mehr nutzen werde. Diese Entscheidung habe er nach Gesprächen mit seinem älteren Bruder Charles III. getroffen.

Andrew wies zugleich die Vorwürfe von Giuffre erneut zurück. Er sei aber zu dem Schluss gekommen, "dass die anhaltenden Vorwürfe gegen mich der Arbeit Seiner Majestät und der königlichen Familie schaden". Seinen Titel des Herzogs von York wolle er deshalb nicht mehr verwenden. Den Titel des Prinzen behielt er hingegen.

Dies geht vielen Menschen und auch Politikern im Königreich nicht weit genug: Die unabhängige Parlamentarierin Rachael Maskell reichte am Montag einen Gesetzesvorschlag ein, der es dem König oder dem Parlament erlauben würde, Andrew den Titel des Duke of York offiziell zu entziehen. Sie und mehrere weitere Abgeordnete vertreten die Ansicht, es solle nicht Andrew selbst überlassen bleiben, wie er mit diesem Titel umgehe. Die Abgeordnete Maskell vertritt im Unterhaus das nordenglische York.

Es gibt auch Forderungen, Andrew den Titel des Prinzen zu entziehen. Dem Sender BBC zufolge bereitet sich der Buckingham Palast wegen der Vorwürfe gegen Andrew auf "weitere schwierige Zeiten" vor.

Ein Rechtsstreit zwischen Giuffre und Prinz Andrew war 2022 außergerichtlich beigelegt worden. Prinz Andrew entging damit nicht nur einer strafrechtlichen Verfolgung, sondern auch einem Zivilprozess mit vielen unangenehmen Fragen.

Der Fall des Sexualstraftäters Epstein, der 2019 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden war, sorgt auch in den USA seit Monaten immer wieder für Schlagzeilen. Epstein soll jahrelang Umgang mit dem heutigen US-Präsident Donald Trump und anderen Prominenten wie Ex-Präsident Bill Clinton gepflegt haben. Viele Kritiker von Trump, aber auch Mitglieder seines eigenen Lagers, fordern die vollständige Veröffentlichung aller Gerichtsakten und Aussagen zu Epstein. 

Obwohl Trump im Buch von Giuffre nur am Rande vorkommt, wird damit gerechnet, dass die Memoiren den Fall Epstein auch in den USA wieder ins Schlaglicht rücken - und damit Trump unter Druck setzen.

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