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Sacharow-Preis geht an inhaftierte Journalisten in Belarus und Georgien

  • AFP
  • In POLITIK
  • 22. Oktober 2025, 13:46 Uhr
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Frau in Warschau hält Bild des inhaftierten Poczobut Bild: AFP

Der Sacharow-Preis des EU-Parlaments geht in diesem Jahr an zwei in Belarus und Georgien inhaftierte Journalisten. Das Parlament verleiht die Auszeichnung an die Georgierin Msia Amaghlobeli und den polnisch-belarussischen Journalisten Andrzej Poczobut.

Der Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments geht in diesem Jahr an zwei in Belarus und Georgien inhaftierte Journalisten. Das Parlament werde die Auszeichnung an die Georgierin Msia Amaghlobeli und den polnisch-belarussischen Journalisten Andrzej Poczobut verleihen, teilte Parlamentspräsidentin Roberta Metsola am Mittwoch in Straßburg mit. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.

Beide Preisträger seien "auf der Grundlage erfundener Anschuldigungen in Haft, nur weil sie ihre Arbeit gemacht und gegen Ungerechtigkeit ihre Stimme erhoben haben", sagte Metsola vor den Abgeordneten in Straßburg. "Ihr Mut hat sie zu Symbolen des Kampfes für Freiheit und Demokratie gemacht", fügte sie hinzu.

Die Journalistin Amaghlobeli steht in Georgien für den Widerstands gegen die als pro-russisch kritisierte Regierung. Die 50-Jährige betreibt die unabhängigen Medien Batumelebi und Netgaseti, über die sie Recherchen zur Verwendung öffentlicher Gelder und zu Amtsmissbrauch vorantreibt. Ein Gericht hatte sie im August wegen Vorwürfen der "Gewalt oder Drohungen" gegen einen Beamten zu zwei Jahren Haft verurteilt. Ihre Redaktionen begrüßten den Sacharow-Preis für sie nun als Würdigung "des Kampfes für Demokratie des gesamten georgischen Volkes"

Amaghlobeli ist eine von zahlreichen Journalisten und Oppositionellen, die in Georgien in Haft sitzen. Das Land befindet sich seit der umstrittenen Parlamentswahl im vergangenen Jahr in einer Krise, monatelang protestierten zehntausende Regierungsgegner. Opposition und Demonstranten werfen der Regierung in Tiflis vor, zunehmend in Autoritarismus zu verfallen und sich Russland anzunähern.

Der zweite Preisträger Poczobut sitzt seit Februar 2023 in Belarus in Haft. Er berichtete als Korrespondent für die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza aus Minsk, unter anderem über die Massenproteste gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko 2020. Poczobut blieb im Land, als die Behörden hunderte Kritiker festnahmen, und wurde für seine Berichte zu acht Jahren Haft verurteilt.

"Andrzej ist seit einigen Jahren im Gefängnis und wird dort sehr schlecht behandelt", sagte der stellvertrende Chefredakteur der Gazeta Wyborcza, Roman Imielski, der Nachrichtenagentur AFP. Er hoffe, der Sacharow-Preis könne zu einer schnellen Freilassung seines Kollegen beitragen.

An der Verkündung in Straßburg nahmen auch die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowska und ihr inzwischen aus der Haft entlassener Ehemann Sergej Tichanowski teil. Der Journalist Poczobut sei "ein Symbol des Widerstands und ein persönlicher Feind des Diktators" Lukaschenko, sagte Tichanowski vor dem Europaparlament. Sie forderte die Europäer auf, die Sanktionen gegen Belarus und Russland aufrecht zu erhalten und die Opposition in Minsk zu unterstützen.

Die Europäische Volkspartei (EVP) um CDU und CSU im Europaparlament sowie die Rechtsfraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) um die Partei der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni hatten die beiden Journalisten für den Preis vorgeschlagen. Die Auszeichnung wird am 16. Dezember in Straßburg verliehen.

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