Gesundheit

Vergiftete Patienten in Frankreich: Gericht spricht Ex-Arzt schuldig

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Verurteilter früherer Narkose-Arzt Péchier Bild: AFP

Ein ehemaliger Narkose-Arzt ist in Frankreich wegen der Vergiftung von 30 Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Frédéric Péchier könne frühestens nach 22 Jahren eine Hafterleichterung beantragen, urteilte das Gericht.

Ein ehemaliger Narkose-Arzt ist in Frankreich wegen der Vergiftung von 30 Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. "Sie werden sofort inhaftiert", sagte die Vorsitzende Richterin Delphine Thibierge am Donnerstag zu Frédéric Péchier, der bislang nicht in Haft gewesen war. Das Gericht im ostfranzösischen Besançon entsprach damit den Forderungen der Staatsanwalt. Zwölf der vergifteten Patienten waren gestorben.

Péchier kann laut dem Urteil frühestens nach 22 Jahren eine Hafterleichterung beantragen. Er wurde zudem mit einem endgültigen Verbot belegt, seinen Arztberuf auszuüben. 

"Es ist das Ende eines Albtraums", sagte Sandra Simard, eine der Betroffenen. Der Anwalt Frédéric Berna, der mehrere Nebenkläger vertrat, zeigte sich enttäuscht, dass es von Seiten Péchiers kein Schuldbekenntnis gab. "Wir hatten die Hoffnung, dass er uns Erklärungen liefert", sagte Berna.

Péchier hatte vor Gericht bis zuletzt seine Unschuld beteuert. "Ich bin kein Vergifter. Ich habe mich immer an den Eid des Hippokrates gehalten", hatte er bei seiner abschließenden Stellungnahme erklärt. Seine Anwälte hatten den Freispruch ihres Mandanten gefordert und auf eine ihrer Ansicht nach nicht ausreichende Beweislage verwiesen. Sie kündigten an, in Berufung zu gehen. 

Nach Überzeugung des Gerichts vergiftete Péchier zwischen 2008 und 2017 in zwei Kliniken in Besançon insgesamt 30 Patienten im Alter zwischen vier und 89 Jahren. Dazu verunreinigte er Infusionen mit schädlichen Substanzen, die während Operationen zum Herzstillstand von Patienten seiner Kollegen führten. 

Auf diese Weise habe er Kollegen "psychologisch schaden" wollen, mit denen er im Konflikt lag, erklärte die Staatsanwaltschaft zu den Motiven des Narkose-Arztes. Péchier habe die Niederlagen der anderen Ärzte als Genugtuung empfunden. Mehrfach habe er im letzten Moment selber eingegriffen und Patienten gerettet, um auf diese Weise ein Image als Koryphäe aufzubauen. 

Péchier habe "heimtückisch gehandelt" und zwölf Menschen "kaltblütig" getötet, sagte die Staatsanwältin Christine de Curraize. Die ihm vorgeworfenen Straftaten seien "hochgradig pervers", weil er sich die Medizin zu Nutze gemacht habe, um Menschen zu schaden.

Auslöser der Ermittlungen war der Fall der damals 36 Jahre alten Patientin Sandra Simard gewesen. Sie hatte bei einer Operation 2017 aus medizinisch unerklärlichen Gründen einen Herzstillstand erlitten. Es stellte sich heraus, dass ihre Infusion mit Kaliumchlorid versetzt worden war, einem Mittel, das bei Hinrichtungen per Spritze verwendet wird. Péchier hatte seinen Kollegen geholfen, die junge Frau wiederzubeleben. Die Klinik zeigte den Fall bei der Staatsanwaltschaft an. 

Péchier hatte während des Prozesses eingeräumt, dass die Vorfälle in den Kliniken einem Vergifter zuzuschreiben seien. Er bestritt jedoch, dass er dafür die Verantwortung trage.

Während des Prozesses zeigte er sich weitgehend ungerührt von den Schilderungen der Opfer und Hinterbliebenen. Tränen kamen ihm lediglich, als er einen eigenen Suizidversuch erwähnte. Auch während der Urteilsverkündung zeigte Péchier keinerlei Emotionen. 

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