Autofahren bereitet vielen Menschen Freude. Mit dem Fahrspaß ist es aber schlagartig vorbei, wenn es in die Großstadt geht. Dort bekommen viele die Schattenseiten der Mobilität deutlich zu spüren. Denn Autofahren in überfüllten Innenstädten bedeutet Stress, wie jetzt eine Studie vom Massachusetts Institute of Technology zeigt.
Autofahren bereitet vielen Menschen Freude. Mit dem Fahrspaß ist es aber schlagartig vorbei, wenn es in die Großstadt geht. Dort bekommen viele die Schattenseiten der Mobilität deutlich zu spüren. Denn Autofahren in überfüllten Innenstädten bedeutet Stress, wie jetzt eine Studie vom Massachusetts Institute of Technology zeigt.
Probanten fuhren dafür 50 Minuten lang mit dem Auto durch Boston und Umland. Die Fahrt in der Stadt fanden sie nicht nur subjektiv anstrengender als die auf dem Highway. Sie zeigten dabei auch vermehrt körperliche Stressreaktionen wie einen erhöhten Puls.
Doch was macht das Fahren in Städten eigentlich so unangenehm? Dafür gibt es mehrere Gründe. "An erster Stelle die Verkehrsführung", sagt Christian Müller von TÜV Nord: Sie ist in der Stadt meist komplexer und unübersichtlicher als auf dem Land. Das allein könne schon Stress auslösen, erklärt er. "Die kognitiven Kapazitäten sind dann schnell überlastet, vor allem, wenn man müde ist oder sich in der Stadt nicht gut auskennt."
Ein anderer Faktor ist die höhere Verkehrsdichte und damit einhergehend der soziale Stress. In Städten treffen Menschen häufiger aufeinander, was viele Gelegenheiten zu Konflikten, Frust und Ärger bietet. Das Gehirn von Menschen, die in Städten wohnen, reagiert empfindlicher auf sozialen Stress.
Eine weitere mögliche Ursache für Stress ist die Umweltbelastung in den Städten. "Lärm und schlechte Luft können die psychische Gesundheit angreifen", sagt Christian Müller. Und tiefe Häuserschluchten können auf die Stimmung drücken. Hohe Gebäude an schmalen Straßen wirkten umso beklemmender, je mehr Himmel sie bedecken, stellte eine Forschungsgruppe von der Harvard University fest. Bäume vor den Häuserfassaden milderten den Effekt allerdings ab.
Mit dem Auto auf Nebenstraßen auszuweichen, hilft dagegen nicht. In einem Experiment der TU Braunschweig fuhren Versuchspersonen im Simulator durch eine Stadt. In den Seitenstraßen fühlten sie sich gestresster: Die Verkehrssituation war komplexer, unter anderem, weil dort rechts vor links und Tempo 30 galt, und es ging auch nicht schneller voran als auf den Hauptstraßen.
"Wer im Stadtverkehr gelassen bleiben will, plant am besten viel Zeit ein", sagt TÜV-Experte Christian Müller. Oder man verzichtet aufs Auto und geht zu Fuß, mit Umweg durch den Park. Das beugt Stress nicht nur vor, sondern baut ihn sogar ab.
Doch am Ende des Tages hält die Mehrheit am Automobil fest - auch wenn die Freude am Fahren immer häufiger auf der Strecke bleibt.
Ralf Loweg / mid