Historie

Ländlicher Leinwand-Held

Den Sprung in die Serienproduktion schafft der Skoda Typ 998 'Agromobil' aus dem Jahr 1962 nicht. Doch das kompakte, für die Landwirtschaft konzipierte Gefährt kommt zu Film-Berühmtheit.


Den Sprung in die Serienproduktion schafft der Skoda Typ 998 "Agromobil" aus dem Jahr 1962 nicht. Doch das kompakte, für die Landwirtschaft konzipierte Gefährt kommt zu Film-Berühmtheit.

Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre verfügt Skoda bereits über jahrzehntelanges Know-how bei der Konstruktion von geländegängigen Nutzfahrzeugen. In der damaligen Tschechoslowakei fehlt es in dieser Zeit an kompakten, wendigen und damit leichten sowie vielseitig einsetzbaren Geländefahrzeugen. Daher fragt das Landwirtschaftsministerium in Mlada Boleslav an, ob es möglich sei, ein Modell zu entwerfen, das den Anforderungen der Agrar- und Forstwirtschaft entspräche und darüber hinaus auch im Tagebau einsetzbar wäre.

Außerdem soll es sich für die Armee eignen. In den Zeiten des Kalten Krieges ist das oftmals eine unerlässliche Zusatzbedingung oder gar Grundvoraussetzung und so tragen damals viele militärische Projekte zivile Decknamen. So entsteht die Idee für die Entwicklung des Typ 998 "Agromobil", die im Januar 1961 bei Skoda beginnt.

Prinzip bei der Konzeption des Agromobils ist der Grundsatz "Form follows function". Das kompakte Fahrzeug ist 3,47 Meter kurz und 1,70 Meter breit und besitzt eine selbsttragende Karosserie mit Pritschenaufbau, den ebenso eine Plane abdeckt wie die Kabine für den Fahrer und Beifahrer. Die Ladekante der 1,98 Meter langen und 1,59 Meter breiten Ladefläche liegt nur 70 Zentimeter über der Fahrbahn. In Kombination mit dem 1,24 Meter hohen Verdeck ergibt sich so ein 3,9 Kubikmeter großer Frachtraum, der einfach zu erreichen ist und sich gut beladen lässt. Wahlweise können auf zwei längs angeordneten Bänken auch bis zu acht Personen Platz nehmen. Mit Fahrer und Beifahrer bietet der Typ 998 in dieser Konfiguration Platz für bis zu zehn Personen.

Der breiten Öffentlichkeit wird der Pritschen-Frontlenker erst am 29. Januar 1965 bekannt: An jenem Freitag feiert das tschechoslowakische Musical "Kdyby tisic klarinetu" ("Wenn bloß Tausend Klarinetten") Premiere. In einer Szene dieses Antikriegsfilms verfolgt ein Militärkommando mit zwei Exemplaren des Agromobils einen pazifistischen Deserteur.

Der damals 26 Jahre alte Hauptdarsteller Jiri Menzel soll wenig später auch als Regisseur sein großes Talent unter Beweis stellen: 1968 erhält seine Komödie "Liebe nach Fahrplan" den Oscar als bester ausländischer Film.

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