Panorama

Ein Berliner Stadtteil baut für die Zukunft

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@ ID 652234 (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Im Zentrum Berlins, an der pulsierenden Kreuzung von Potsdamer Straße und Kurfürstenstraße, steht eine bemerkenswerte Transformation bevor. In den kommenden Jahren soll an diesem Standort nicht nur das Queere Museum Berlin in neuem Glanz erstrahlen, hier soll auch ein innovatives urbanes Zentrum mit einer Mischung aus Wohn- und Arbeitsraum, Gewerbeflächen, Bio-Markt und Gemeinschaftsgarten entstehen. Dieses Projekt verspricht eine spannende Neugestaltung, die sowohl der bunten Vergangenheit als auch den ambitionierten Zukunftsplänen Berlins gerecht wird.

Farbenfroh, lebendig, unverwechselbar - das ist Schöneberg.

Die eindrucksvolle Vielfalt Berlins kommt selten so stark zum Ausdruck wie an der Kreuzung von Potsdamer Straße und Kurfürstenstraße. Diese bekannte Ecke Berlins spiegelt die Essenz der Stadt wider - sie fängt ein, was Berlin so liebenswert macht, zeigt aber auch so manche Schattenseite. Wenn ein bunter Mix verschiedener Menschengruppen aufeinandertrifft, verwandelt sich ein Ort oft in einen Raum voller Möglichkeiten.

Genau diesen Raum möchte das Schwule Museum Berlin (SMU) in der Potsdamer Straße nutzen. Ab 2025 wird das Queere Museum hier seine neue Heimat finden. Es ist genau der Ort, an dem die queere Szene Berlins sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts versammelt hat. Mit Institutionen wie dem Metropol, dem Café M und anderen kulturellen Einrichtungen sind Kultur und Kunst tief in dieser Gegend verwurzelt.

Ein Kiez mit vielen Gesichtern

Die städtebauliche Landschaft der Potsdamer Straße hat im letzten Jahrhundert tiefgreifende Veränderungen erfahren. Durch die Einflüsse der Mauer, die Berlin über 28 Jahre lang teilte, wurde diese Gegend der Hauptstadt in den 1980er-Jahren vom Rotlichtmilieu dominiert. Ein sinnbildliches Monument für diese Zeit und die Wahrnehmung der Straße ist das LSD-Haus an der U-Bahn-Station Kurfürstenstraße.

Die architektonische Vielfalt entlang der Potsdamer Straße ist beeindruckend. Hier stehen Gebäude aus der Gründerzeit neben architektonischen Juwelen wie dem Loeser & Wolff Haus und dem Kollhoff-Tower, die sich harmonisch in das moderne Hochhauspanorama einfügen. Die Gesamterscheinung wird durch die angrenzenden Grünanlagen, wie den Park am Gleisdreieck, abgerundet und bietet ein stimmiges Ensemble aus Historie und Moderne.

Die umliegenden Straßen sind auch heute noch geprägt von einem lebendigen, pulsierenden und bunten Treiben von Menschen verschiedenster Herkunft. Dieser Bereich ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Architektur, Geschichte und das städtische Leben sich gegenseitig formen und beeinflussen.

Dialog als Schlüssel zum Erfolg

Die Herausforderung, diese Chaotik zu absorbieren und in einen für alle Beteiligten gerechten Bauplan zu überführen, kann nur durch Dialog gemeistert werden. Diesen Austausch haben der Geschäftsführer von BoB Immobilien, Till Kalähne, und sein breit aufgestelltes Team mit den unterschiedlichen Interessengruppen vor Ort gesucht. Die bestehende Kunstszene wurde genauso zum offenen Diskurs über die zukünftigen Entwicklungen der Straße eingeladen wie die umliegenden Geschäftsinhaber und Gastronomen. Der zugrundeliegende Ansatz: Es wird nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft gebaut.

Daher war es auch unerlässlich, mit Jugendlichen über die Entwicklung ihres Stadtviertels zu sprechen und ihre Bedürfnisse und Anforderungen ernst zu nehmen. Im Rahmen des IST-BLN Festivals wurde auch der Austausch mit den türkischstämmigen Bewohner:innen angestrebt, um eine umfassende Beteiligung aller lokalen Menschen am Planungsprozess sicherzustellen. Der umfassende Entwurf der BoB Immobilienkonzepte GmbH zieht seine Energie und Inspiration aus all diesen dynamischen Spannungsfeldern, die sich ergeben.

Nachhaltiges Aufstocken statt Abriss

Die Entwürfe für das Bauprojekt machen eines unmissverständlich klar: Hier werden Nägel mit Köpfen gemacht! Es finden sich logische und klar strukturierte Ansätze im nachhaltigen Bauen, gepaart mit einer verspielten Formensprache, die eine soziale Schnittstelle zwischen Gebäude und Straße schafft. Ein Abriss des bestehenden Gebäudebestands wäre weder nachhaltig noch förderlich für eine ganzheitliche Entwicklung des Viertels. Daher wird der Bestand an die modernen Bedürfnisse an Wohnraum in Großstädten angepasst und entsprechend aufgestockt und erweitert.

Mit einem bewussten Spiel von Innen und Außen verbindet die geplante Hofstruktur die Stadt mit dem sorgfältig durchdachten Gebäude. Neben Flächen für nicht kommerzielle Nutzung, etwa als Ausstellungsräume für Kunst aller Art, bietet das mehrstöckige Gebäude Platz für Einzelhandel, Produktion traditioneller Gewebe, Wohnraum, Gewerbefläche, Gemeinschaftsgärten, einen Bio-Bauernmarkt und ein Rooftop-Café.

Dieses Lebensraumkonzept wird durch Serviced Living Apartments ergänzt, die auf eine Vielzahl von Bedürfnissen verschiedener Gruppen eingehen können, wie etwa ältere Menschen, die ihrer Eigenständigkeit bewahren möchten.

Sieben Dimensionen der Nachhaltigkeit

Für die Geschäftsführung ist selbstverständlich, dass ein derartiges Konzept in der heutigen Zeit nicht nur soziale und inklusive Aspekte berücksichtigen muss. In den sieben Dimensionen der Nachhaltigkeit wird mit natürlichen Belüftungssystemen, Grünkonzepten, Regenwasserspeicherung, PVT-Kollektoren und wiederverwendbaren, standardisierten Bauelementen aus Holz gearbeitet.

Bei den sieben Dimensionen des ökologischen Bauens werden die klassischen, geometrischen Dimensionen eines Gebäudes (Höhe, Breite, Tiefe) um Aspekte wie Zeit, Wirtschaftlichkeit und insbesondere Nachhaltigkeit, Effizienz und Lebenszyklus ergänzt.

Die Bedürfnisse der Stadt und ihrer Menschen ändern sich – warum sollten dann Gebäude für die Ewigkeit konzipiert werden? Wiederverwendbare, modulare Bauweisen mit nachhaltigen Materialien wie Holz und der gezielte Einsatz von Grünpflanzen ermöglichen es, über die Erstverwendung von Baustoffen hinaus zu denken.

Innovatives Bauen für Menschen und Zukunft

Die Planungen für das Bauprojekt von Till Kalähne und seinem Team setzen auf Partizipation, Diversität und Nachhaltigkeit. Der Geschäftsführer betont, dass neue Zeiten auch neue Herangehensweisen erfordern, nicht nur beim Planen und Bauen, sondern auch beim Leben und Denken. Die Idee ist, ein buntes und lebendiges Viertel mit langfristiger Perspektive zu schaffen, an dem alle Menschen teilhaben können. Ein ambitioniertes, rühmliches Vorhaben, das unbedingt zur Nachahmung einladen sollte, da es sowohl für Mensch als auch Natur viele Vorteile verspricht.

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