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Nord-Stream-Verdächtiger von Italien an Deutschland ausgeliefert

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Gasaustritt nach Explosion an Nord-Stream-Pipeline Bild: AFP

Italien hat den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee an Deutschland ausgeliefert. Am Donnerstag wurde der tatverdächtige ukrainische Staatsbürger Serhii K. überstellt.

Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist von Italien an Deutschland ausgeliefert worden. Serhii K., ein Ukrainer, wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Donnerstag überstellt. Bei der Sabotageaktion im September 2022 waren die Leitungen, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren, durch Sprengsätze schwer beschädigt worden. 

Die Pipelines waren damals nicht in Betrieb. Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 bereits kurz zuvor gestoppt - mutmaßlich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine. Nord Stream 2 ging nie in Betrieb. 

Schon kurz nach der Sabotageaktion, im Oktober 2022, übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Sie geht davon aus, dass mehrere Männer und einer Frau Sprengsätze in der Nähe der dänischen Insel Bornholm an den Leitungen platzierten. Für den Transport sollen sie eine Segelyacht genutzt haben, die von Rostock aus startete. Diese sei mit Hilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen gemietet worden. 

Der 49-jährige K. gilt als ein Hauptverdächtiger. Er soll die Operation koordiniert haben. Er war auch der erste Verdächtige, der in dem Komplex festgenommen wurde - schon vor drei Monaten an der italienischen Adria, wo er mit seiner Familie Urlaub machte. Bis zu seiner Auslieferung dauerte es aber, da ein italienisches Gericht sie wegen Verfahrensfehlern vorübergehend stoppte. Vor einigen Tagen genehmigte sie das oberste Gericht in Italien schließlich.

Am Freitag soll K. dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt werden. Verdächtigt wird er des gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, der verfassungsfeindlichen Sabotage und der Zerstörung von Bauwerken.

Die Festnahme eines weiteren Verdächtigen, ebenfalls ein Ukrainer, scheiterte 2024 zunächst. Bei Wolodymyr Z. handelt es sich laut Bundesanwaltschaft um einen ausgebildeten Taucher. Er wurde vergangenes Jahr in Polen gefunden - kurz vor seiner Verhaftung floh er aber in die Ukraine. Ende September dieses Jahres wurde er schließlich in der Nähe von Warschau festgenommen. Ein polnisches Gericht verweigerte allerdings im Oktober seine Auslieferung nach Deutschland.

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