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Cannabis-Legalisierung und was sie für Unternehmen bedeutet

  • Redaktion
  • In PANORAMA
  • 28. September 2022
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„Mr. Beyond Cannabis“- SynBiotic-Chef Lars Müller. © SynBiotic SE

Zu Beginn des Jahres 2023 soll es so weit sein, dann möchte die Ampelkoalition den privaten Gebrauch von Cannabis legalisieren. Die Vorstellung erster Eckpunkte eines entsprechenden Gesetzes plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach noch für den Herbst des laufenden Jahres. Unternehmen, die im Bereich Cannabis aktiv sind, erwarten sich einen starken Impuls von der Cannabis-Legalisierung, bleiben aber insgesamt gelassen. Immerhin ist der Teilmarkt für medizinisches Cannabis bereits seit 2017 legal und lukrativ.

Unterstützung der Legalisierung durch die Politik

Es ist kein Geheimnis, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach früher eher ein Skeptiker in Sachen Legalisierung war. Inzwischen hat er allerdings eine andere Sichtweise auf das Thema. Davon zeugen auch seine Antworten, die er bei einem Spiegel-Interview auf die Frage gab, ob er selbst schon „Gras“ konsumiert habe: „Ja“, lautete seine Antwort, er habe es ausprobiert.

Lauterbach ist aber der Auffassung, dass im Rahmen einer Legalisierung die Reinheit des Cannabis sicherstellen lässt, wodurch Konsumenten vor schädlichen Verunreinigungen geschützt wären. Ein augenblicklich in Arbeit befindliches Gesetz sei zwar sehr komplex, der Gesundheitsminister hofft aber, dass er schon in diesem Herbst die wichtigsten Eckpunkte vorstellen kann.

Eine wichtige Frage, die gesetzlich zu klären wäre, ist die der Trockenlegung des in Deutschland etwa 3.000 Tonnen jährlich umfassenden Cannabis-Schwarzmarktes. FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner zeigt sich optimistisch, was diese Aufgabe, bei der es immerhin um mehrere Milliarden Euro pro Jahr geht, betrifft. Der Bedarf an Cannabis ist vorhanden, schon der legale deutsche Markt für medizinisches Cannabis hat einen Wert von ca. 300 Millionen Euro jährlich. Welchen Impuls eine Legalisierung haben kann, zeigt sich z. B. in Kanada, das mit 37 Millionen Einwohnern nur halb so viele Einwohner hat wie Deutschland. Dort entstand nach der Legalisierung ein Cannabis-Markt mit einem Jahresumsatz von 8 Milliarden Euro.

Cannabis-Unternehmen setzen auf Diversifizierung ihres Portfolios

Eine Spezialisierung auf die Cannabis-Legalisierung ist vermutlich langfristig unklug, denn die Verbraucher haben längst sehr differenzierte Wünsche. Aus diesem Grund haben sich Unternehmen wie SynBiotic SE deutlich breiter aufgestellt. Grundlage hierfür ist der sogenannte Buy & Build-Ansatz. Beim Zukauf von Unternehmen bzw. der Beteiligung an interessanten Firmen wird darauf geachtet, dass nicht nur Unternehmen der Bereiche Forschung & Entwicklung Berücksichtigung finden, sondern auch Firmen aus den Bereichen Produktion und Vermarktung. Für ein Unternehmen wie SynBiotic ist vor allem auch das Segment der Cannabinoid- und terpenhaltigen Lösungen wichtig, denn sie öffnen die Tür, durch die man den Kernbereich des reinen Cannabis-Handels verlassen kann.

Ebenfalls wichtige Themen sind die Märkte für Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika sowie der Bereich Recreational-Cannabis. Im Wellness-Bereich sind CBD-haltige Produkte wie Badekugeln oder Massage-Öle mit CBD in der Entwicklung. Darüber hinaus ist der noch junge Markt des „Novel Food“ für Cannabis-Unternehmen wichtig, denn CBD-haltige Limonaden, Tees mit CBD-Anteil oder CBD-haltige Kaugummis steigen auf der Beliebtheitsskala der Kunden.

Legalisierung eines schon vorhandenen Marktes

Eine Legalisierung des privaten Cannabis-Konsums würde dafür sorgen, dass 4 Millionen Menschen, die sich bisher in der Illegalität bewegen, wenn sie Cannabis kaufen oder konsumieren, fortan ohne Angst vor Strafe agieren könnten. Zudem hätten Cannabis-Unternehmen aufgrund der Legalisierung sehr viel mehr Rechtssicherheit und müssten hinsichtlich ihrer Geschäfte mit Cannabis oder CBD-haltigen Produkten nicht länger den berühmten „Ritt auf der Rasierklinge“ vollführen.

Lars Müller, Geschäftsführer bei SynBiotic SE, sieht die Legalisierung als große Chance auch für sein Unternehmen: „Ich sehe gute Chancen für eine Gesetzesvorlage im Januar 2023. Es sieht danach aus, dass zunächst klassische Joints freigegeben werden. Der Markt in Deutschland könnte sich in kurzer Zeit um den Faktor 10 bis 15 verändern.“

Andererseits kann er der Legalisierung entspannt entgegensehen, denn er trägt nicht umsonst den Spitznamen „Mister Beyond Cannabis”. Zu seiner Philosophie gehörte es von Beginn an, weiter zu denken, als nur bis zum Joint rauchenden Cannabis-Konsumenten. Müller war und ist es wichtig, mit seinem Unternehmen und den von SynBiotic entwickelten Produkten dem Menschen Lösungen anzubieten, die unter chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Angstzuständen leiden. Cannabis bietet hier nicht nur Lösungen in Form sehr nebenwirkungsarmer und rezeptfreier Arzneimittel, sondern auch einen Markt mit einem Umsatzpotenzial von 250 Milliarden Euro.

Letztlich ist es ein solch großer Horizont, wie ihn Lars Müller ins Auge fasst und die daraus resultierende Diversifizierung des Portfolios, die ein Unternehmen im Cannabis-Sektor von einer möglichen Legalisierung unabhängig macht.

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