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Warum Mitarbeiter nach mehr Flexibilität fragen ?

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Image by reallywellmadedesks from Pixabay

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Schlagworte wie Home Office, Gleitzeit und die Vier-Tage-Woche dominieren aktuell viele Gespräche innerhalb der Arbeitswelt. Doch oft wird missverstanden, warum diese Forderungen vor allem jetzt so laut werden. Besonders in einem bereits etablierten Unternehmen kann es schwierig sein, die Rufe der eigenen Mitarbeiter zu erhören und entsprechend umzusetzen. Dabei gibt es bereits viele Studien und Fallbeispiele, die Änderungen wie diese als positiv sehen. Und ein Verständnis für den aktuellen Zeitgeist und die Mentalität kann helfen, Änderungen anzustoßen und alle zufriedener zu machen.


Autonomie und die Wichtigkeit persönlicher Freizeit

Für viele Generationen vor uns war der normale Arbeitstag mit acht Stunden (oder mehr) noch völlig normal. Nur selten wurde dieses Konzept hinterfragt. Doch viele, besonders junge Menschen sträuben sich dagegen, genau diesen Weg erneut einzuschlagen. Oft fehlte es früher an Möglichkeiten, sich selbst zu entfalten und mehr aus seinem Leben zu machen, als sich nur auf die Arbeit zu konzentrieren.

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung arbeiten mittlerweile etwa 25% der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig im Home Office. Diese Entwicklung wurde durch die Pandemie beschleunigt, hat sich aber als dauerhafter Trend etabliert. Flexible Arbeitsmodelle ermöglichen es Mitarbeitern, ihre Arbeit besser mit dem Privatleben zu vereinbaren und selbstbestimmter zu agieren.


Das Leben ist nicht auf die Arbeit ausgelegt

Das Narrativ, dass das Leben weit über die eigene Arbeitszeit hinausgeht, wird daher von immer mehr Menschen verfolgt. Eine gute Work-Life-Balance ist natürlich nichts Neues, aber dank der Vernetzung vieler Menschen entsteht ein besseres Bewusstsein für die eigenen Rechte und Bedürfnisse.

Während sich früher viele Menschen explizit mit ihrer Arbeit definiert haben, ist das heutzutage nur noch selten der Fall. Sie wird eher als Mittel zum Zweck gesehen, um das nötige Geld für die eigenen Bedürfnisse zu verdienen. Oder es werden eben Hobbys direkt zum eigenen Beruf gemacht.

Hybrides Arbeiten kombiniert die Vorteile von Büroarbeit und Home Office und wird von etwa 31% der deutschen Arbeitnehmer bereits genutzt. Diese Flexibilität ermöglicht es, sowohl den sozialen Austausch im Büro zu pflegen als auch konzentriert von zu Hause aus zu arbeiten.

Bewusstsein für körperliche und mentale Gesundheit gestiegen

Ein großer Pfeiler der Flexibilität sind aber auch die negativen Auswirkungen rigider Arbeitszeiten, die sich immer deutlicher spüren lassen. Auch hier sind das aufkommende Bewusstsein, die starke Vernetzung mit anderen Menschen und eine offenere Kommunikation Grund dafür, dass immer mehr Leute weg von alten Strukturen wollen.

Körperliche Gesundheit ist wegen der zunehmenden Büroarbeit immer wichtiger geworden. Ein Büro mit höhenverstellbaren Schreibtischen ist dabei nur der Anfang, viele Maßnahmen können weit darüber hinausgehen. Mehr Bewegung und Freizeit sind ebenfalls wichtig, um einen gesunden Lebensstil zu gewährleisten. Je gesünder die Arbeiterschaft, desto zufriedener und produktiver ist sie auch.

Der Wunsch nach Flexibilität beruht aber besonders auf der Prävention mentaler Krankheiten. Depression und Burnout sind nur zwei Beispiele, die erst in den letzten Jahren so wirklich an Bedeutung gewonnen haben. Daher rücken viele Arbeiter die Wichtigkeit der mentalen Gesundheit klar in den Vordergrund – und eine strikte Arbeitsstruktur lässt sich damit kaum vereinbaren.


Nicht weniger, sondern produktiver arbeiten

Oft entsteht dabei der Mythos, dass man eigentlich nur weniger arbeiten möchte – natürlich für den gleichen Lohn. Doch das stimmt nicht wirklich, wenn man einmal genauer auf die bereits genannten Probleme schaut. Vielmehr möchten die meisten Menschen eine positive Konnotation mit ihrer Arbeit verbinden, aber zu eigenen Konditionen. Die eigene Produktivität soll sogar gesteigert werden, das funktioniert aber nur, wenn bestimmte Rahmenbedingungen gelten.

Die Vier-Tage-Woche wird von immer mehr Unternehmen als innovatives Arbeitsmodell getestet. Eine Pilotstudie der Organisation 4-Tage-Woche Global zeigt beeindruckende Ergebnisse: 97% der teilnehmenden Unternehmen wollen das Modell fortführen, die Produktivität stieg durchschnittlich um 38%, und die Krankheitstage reduzierten sich um 65%.


Ausbrechen aus rigiden Systemen

In den vorgestellten Beispielen wird vor allem eins bewusst: aktuelle Generationen wollen nicht dieselben Fehler wie ihre Vorgänger machen. Sich acht Stunden am Stück abrackern, das kommt für viele Menschen nicht mehr infrage.

Gleitzeit war eines der ersten flexiblen Arbeitsmodelle, das in deutschen Unternehmen eingeführt wurde. Mit diesem Modell können Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten innerhalb eines festgelegten Rahmens selbst bestimmen. Dies war der erste Schritt weg von starren 9-to-5-Dienstzeiten und hin zu mehr Selbstbestimmung.

Die Bertelsmann Stiftung prognostiziert eine weitere Zunahme hybrider Arbeitsmodelle und eine stärkere Individualisierung der Bürozeiten. Zudem gewinnt die Ergebnisorientierung gegenüber der reinen Anwesenheit an Bedeutung. Technologische Lösungen werden die Remote-Zusammenarbeit weiter verbessern und neue Formen der Kooperation ermöglichen.


Entfaltung eigener Möglichkeiten steht im Vordergrund

Ein letzter Faktor, der bei einigen Punkten schon angeklungen ist, ist die eigene Entfaltung und Individualität. Auch jahrzehntelang in einer Firma zu arbeiten ist für viele Menschen nicht tragbar oder wünschenswert. Die Zahl der Jobwechsel steigt, Weiterbildungen werden immer beliebter und auch die Anzahl an Teilzeitarbeitern nimmt stetig zu. Das alles lässt sich auf eine Individualisierung der Arbeit zurückführen.

Für Unternehmen ergeben sich daraus konkrete Handlungsempfehlungen: die Entwicklung klarer Richtlinien für flexible Arbeit, Investitionen in digitale Infrastruktur, Schulung von Führungskräften für Remote-Management und die regelmäßige Evaluation der strukturierten Form der Arbeitsorganisation.


Fazit

Wer heutzutage bei vor allem jungen Rekruten gut ankommen möchte, der sollte ihnen auch genug Freiraum für flexible und individuelle Arbeitsmöglichkeiten bieten. Auf lange Sicht ist das nicht nur deutlich gesünder, sondern fördert auch die Produktivität. Das Bewusstsein für Probleme in der Arbeitswelt steigt immer weiter, weshalb diese Punkte an Wichtigkeit zunehmen.

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