Panorama

Neuer Streaming Dienst attackiert Masterclass.com

img
@ Foto von Wes Hicks auf Unsplash (CC0-Lizenz)

Der US-amerikanische Dienst Masterclass.com ist in Sachen fortschrittlichem Lernen bislang erklärter Marktführer gewesen. Jetzt aber heißt es warm anziehen, denn ein Start-up aus Deutschland bläst zum Angriff.


Die Online Marketing Streaming Plattform afs+ hat es sich zum Ziel gemacht, führender Dienst für die innovative und digitale Ausbildung von Marketingprofis zu werden. Eine gewaltige Herausforderung, denn natürlich schläft die Konkurrenz nicht. Aber das Konzept dahinter ist gut und könnte die Welt des Marketings nachhaltig verändern.

Kann das funktionieren? Wieso ein Streamingdienst für Marketing so sinnvoll ist

Rund 300.000 Euro musste Martin Brosy (Geschäftsführer von afs+) investieren, um sein Herzensprojekt umzusetzen. Keine Kleinigkeit, aber der Fortbildungsexperte ist von seinem Konzept überzeugt. Ein Träumer ist er aber dennoch nicht, wie sein Feedback in einem telefonischen Interview eindeutig zeigte: „In diesem Jahr streben wir 1.000 zahlende Kund:innen an. Die Zahl ist uns tatsächlich wichtig, da wir dann die Bestätigung haben, dass wir mit unserem Streaming Dienst ein vorhandenes Bedürfnis unserer Zielgruppe decken. Unser Produkt wird also angenommen. Zudem sind die Produktionskosten für die afs Originals nicht besonders günstig. Ein afs Original kostet uns bereits einen fünfstelligen Eurobetrag. Das sind wir gerne bereit zu investieren. Wir werden in den nächsten Monaten wissen, ob wir mit afs+ genau ins Schwarze getroffen oder den Markt falsch eingeschätzt haben. Beides ist zweifelsohne möglich.“

Damit macht Brosy klar, dass er zwar an den Erfolg glaubt, aber auch ein absoluter Reinfall möglich ist. Das Ergebnis wird er in den nächsten Monaten erfahren. Tatsächlich spricht einiges für einen Streamingdienst als Lernmedium, wie schon ein Blick auf die verschiedenen Lerntypen unschwer zeigt. Auditives und visuelles Lernen sind klare Favoriten und beides kann afs+ abdecken. Die hochwertigen Vorträge sind dabei abwechslungsreich und gut verständlich aufgebaut, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen. Aber reicht das?

Streamingdienst vs. Konferenz – wer hat hier die Nase vorn?

In den meisten Unternehmen spielt Technologie eine zunehmend wichtige Rolle. Prozesse werden automatisiert, Ansätze wie Robotic und KI in den Betrieb integriert. Da braucht es natürlich auch im Bereich der Weiterbildungen eine Alternative zu den bisherigen Optionen. Die gute, alte Schulung in Präsenz ist nicht mehr zeitgemäß, auch in Sachen Nachhaltigkeit!

Immer mehr Menschen, aber auch Unternehmen, setzen auf einen grüneren Fußabdruck. Und das funktioniert nicht, wenn für einen einzigen Schulungstag drei Mitarbeiter mit ihren Autos über 300 Kilometer zum Veranstaltungsort fahren. Hinzu kommen immense Kosten (Reise, Aufenthalt, Schulungsgebühren). Solche Methoden sind nicht mehr angemessen, wenn es umweltfreundlichere und sogar günstigere Alternativen gibt. Denn letztlich ist eine Schulung auch nichts anderes als eine Live-Vorlesung, die sogar für zahlreiche Teilnehmer noch Nachteile hat:

• Live-Vorlesungen können nicht per Knopfdruck wiederholt werden.
• Wer sich nicht konzentrieren kann, nimmt nicht alle Inhalte auf.
• Unsympathische Speaker können die gesamte Konferenz beeinflussen.
• Viele Teilnehmer sind unsicher und nervös bei Präsenzschulungen.
• Der Lerneffekt kann unter Umständen reduziert sein.

Es klingt wie Werbung für ein neues Konzept, doch tatsächlich äußerte sich auch ein Wirtschaftsprofessor in einem interessanten Beitrag eindeutig. Er wies deutlich darauf hin, wie wichtig digitale Lernmethoden für die Effizienz bei Fortbildungen sind. Ob nun im Führungskräftetraining oder bei der allgemeinen Weiterbildung – die Zeit steht klar auf Streaming und Co. und nicht mehr auf klassischen Fortbildungen.

Themenspezifikation: Der eingeschränkte Themenbereich hat Gründe!

Während Masterclass auf Fortbildungen zu zahlreichen Themen setzt, fokussiert sich Martin Brosy mit afs+ auf den Themenbereich Online-Marketing. Warum aber so eingeschränkt? Dazu hat Brosy eine ganz klare Meinung: „Massenware gibt es genug. Online-Marketing ist ein so komplexes Thema, dass wir hier einen klaren Fokus setzen mussten. Bei afs+ geht es nicht um Quantität zum Dumpingpreis, sondern um hochwertige Inhalte mit Mehrwert.“

Tatsächlich ist die Marketing-Szene sehr viel komplexer als viele Unternehmen denken. Es geht nicht nur darum, Werbung zu machen. Marketing beinhaltet zahlreiche Bereiche, darunter Suchmaschinenoptimierung, Social-Media und natürlich auch User-Experience.

Und genau diese Inhalte brauchen Mitarbeiter von Marketingabteilungen ebenso wie Geschäftsführer, die ihr eigenes Unternehmen vorantreiben möchten. Natürlich gibt es entsprechende Coachings auch kostenlos, zum Beispiel über YouTube. Aber ist der Mehrwert hier gegeben? „Das Risiko für fehlerhafte Inhalte ist hoch. Wie soll ein Laie guten Content von schlechten Videos unterscheiden, wenn es keine Prüfung gibt?“ Brosy ist zumindest skeptisch, wenn es um kostenlose Alternativen geht und damit hat er nicht ganz Unrecht.

YouTube-Inhalte müssen zwar gewissen Richtlinien entsprechen, die Inhaltsqualität wird aber nicht geprüft. Bei afs+ wird jeder einzelne Inhalt kontrolliert und nur dann hochgeladen, wenn er faktenlastig und wahrheitsgemäß produziert wurde. Dafür greift Brosy auch gern tiefer in die Tasche, denn Mehrwert ist sein erklärtes Ziel.

Fazit: Echte Konkurrenz für Masterclass – Afs+ hat großes Potenzial

Was am Ende aller Tage aus dem Feldversuch eines Streaming-Dienstes herauskommt, kann Brosy nicht vorhersagen. Objektiv betrachtet bietet afs+ aber eine Menge Potenzial für die moderne Form der Weiterbildung. Und wie wichtig Marketing geworden ist, lässt sich allein an der Investitionsbereitschaft von Unternehmen ablesen. Mehr als ein Drittel des Werbebudgets großer Firmen fließt heute schon in Online-Marketing-Kampagnen, Tendenz steigend.

STARTSEITE