Panorama

Großer Abschwung unwahrscheinlich - Interview mit Florian Bauer (Bauer Immobilien)

  • Gastbeitrag
  • In PANORAMA
  • 3. Januar 2024
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„Den großen Abschwung, halte ich daher trotz hohen Bauzinsen für unwahrscheinlich.“ - Interview mit Florian Bauer (Bauer Immobilien) über Status quo am Immo-Markt -

Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Mitte November 2023, fehlten auf einmal circa 60 Mrd. EUR zur Finanzierung wichtiger Projekte. Gebäudeenergiegesetz („Heizungsgesetz“) und Energieeffizienzgesetz gehören dazu. Inwieweit werden die Immobilienmärkte in Deutschland 2024 deswegen verunsichert?

Für Irritationen an den Märkten sorgen die politischen Aufs und Abs allemal. Das gilt ja nicht nur für Immobilien.

Verbraucher, Eigentümer und Investoren können durch ganz verschiedenen Perspektiven und mit Recht kritisieren, dass die Finanzierung groß angekündigter Projekte der öffentlichen Hand nicht zu Ende gedacht wurde. Heizungs- bzw. Energieeffizienzgesetz sind da nur einige Beispiele unter vielen.

Im schlimmsten Fall wird eine unbekannte Summe auf den kleinen Mann umgelagert, der mangelhafte Planung in Berlin ausbaden kann. Das sollte jedoch unbedingt verhindert werden. Menschen sollten sich darauf verlassen können, dass der Staat gut wirtschaftet und Maßnahmen durchrechnet.

Kalkulieren Sie 2024 mit Preisabschwüngen, Seitwärtsbewegungen oder Steigerungen und warum?

Persönlich gehe ich von erkennbar steigenden Preisen aus. Zumal sie sich für Kapitalanleger in guten A- und B-Lagen schon 2023 als robust erwiesen haben.

Vor allem die Top 7-Städte aber auch attraktive B-Lagen, also Städte ab ungefähr 200.000 Einwohnern mit moderner Infrastruktur und prosperierender Regionalwirtschaft können profitieren.

Gründe liegen meines Erachtens in der Kombination aus Wohnraumverknappung und Nachfragehoch, was an diesen Standorten kräftiger wirkt als in dezentralen und dünn besiedelten Lagen außerhalb von A- und B-Standorten.

Seitwärtsbewegungen oder gar den großen Abschwung, halte ich daher trotz hohen Bauzinsen für unwahrscheinlich.

Worauf sollten Kapitalanleger mit Fokus auf Immobilien im nächsten Jahr achten?

Vorab kann ich dafür werben, das eigene Portfolio breit, aber auch nicht zu heterogen aufzustellen.

Bedeutet sowohl für Immobilen als auch andere Assetklassen: Schwerpunktebereiche identifizieren und gerade als Anfänger oder Anfängerin nicht die Projekte angehen, die für Profis geeignet sind.

Dabei gibt es zu viel zu beachten, als dass sich Neueinsteiger sich gleich probieren sollten. Andernfalls kann ein Investment auch mal nach hinten losgehen, was es absolut zu vermeiden gilt.

Wichtig wird es auch 2024 sein, ausgestattet mit den wichtigsten Unterlagen für die Bank selbstbewusst in die Verhandlungen zu gehen. Und natürlich gilt: Nicht aus der Emotion heraus entscheiden und sich leiten lassen. Wenn Fakten stimmen, muss Aktionismus beiseitegeschoben werden.

2023 – Rückblickend ein gutes oder schlechtes Jahr für Betongoldfans?

Weder ist 2023 der Branchenniedergang gekommen, noch konnten sich Nostalgiker über ein Comeback der guten alten Zeiten freuen. Was wir gesehen haben, ist eine Bewährung von Immobilien, die energetisch im Mittelfeld liegen und in A- und B-Städten von beispielsweise Nordrheinwestfalen lokalisiert sind.

Eine weitere Konsolidierung inklusive leicht steigender Preise in nahezu allen Segmenten und Lagen erwarte ich daher 2024. Das käme auch beteiligten Firmen zugute, die 2023 ein schweres Jahr hinter sich haben.

So gesehen lassen sich die starken Einschnitte für Unternehmen nahezu aller Größen nicht leugnen. Auch die Belastungen für Eigentümer und Verkäufer sind nicht von der Hand zu weisen und werden 2024 weiter präsent sein. Dennoch mussten wir dieses Jahr nicht mit dem Schlimmsten rechnen und müssen es auch ab Januar nicht tun.

Was war für Sie rückblickend das prägendste Ereignis aus Immobilienperspektive in den letzten 12 Monaten?

Für mich war es ein stückweit die Erkenntnis, dass sich der Markt neu aufstellen konnte.

Denn vor ziemlich genau einem Jahr ging die Angst in etlichen Immobilienkreisen in ganz Deutschland um. Die Frage war weniger ob, sondern wie schlimm das nächste Jahr werden wird.

Heute stehen wir wieder an selber Stelle und merken, wie die Preise im Kapitalanlagebereich der Krise getrotzt haben. Ein massiver Beleg dafür, wie krisenresistent ein Investment in Immobilien sein kann, wenn die Spielregeln eingehalten werden.

Auch im Vergleich zu anderen, teilweise volatilen Assetklassen, können wir mit derartigen Dynamiken in 2024 rechnen.

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