Die wegen ihres mutigen Auftretens im Vergewaltigungsprozess weltweit bekannt gewordene Französin Gisèle Pelicot kann sich auf ihr neues Leben konzentrieren: Der zu zehn Jahren Haft verurteilte Vergewaltiger nahm seine Strafe an.
Die wegen ihres mutigen Auftretens im Vergewaltigungsprozess weltweit bekannt gewordene Französin Gisèle Pelicot kann sich auf ihr neues Leben konzentrieren und muss nicht mehr vor Gericht aussagen: Der zu zehn Jahren Haft verurteilte Vergewaltiger Husamettin D. nahm seine Strafe an, wie sein Anwalt Jean-Marc Darrigade am Freitag mitteilte. "Das Verfahren ist damit abgeschlossen", fügte er hinzu.
Die Richter des Berufungsgerichts in Nîmes hatten am Donnerstag die Haftstrafe von D. um ein Jahr verlängert. Er war der einzige der ursprünglich 51 Angeklagten, der auf einem Berufungsverfahren bestanden hatte. Er hatte bis zuletzt erklärt, er habe Gisèle Pelicot nicht vergewaltigen wollen, sondern sei ein Opfer der Manipulation deren Mannes gewesen.
Pelicots langjähriger Ehemann Dominique Pelicot hatte seine Frau über Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt und gemeinsam mit Männern vergewaltigt, die er in einschlägigen Internetforen dazu eingeladen hatte.
Gisèle Pelicot hatte auf einem öffentlichen Prozess bestanden, "damit die Scham die Seite wechselt" und war im Lauf des Verfahrens zu einer Symbolfigur für den Kampf gegen sexualisierte Gewalt geworden. Der erste Prozess in Avignon hatte mit Haftstrafen für alle Angeklagten geendet. Dominique Pelicot bekamt die Höchststrafe von 20 Jahren.
Im Berufungsverfahren hatte Gisèle Pelicot den Angeklagten scharf zurechtgewiesen. "Zu welchem Zeitpunkt habe ich Ihnen meine Zustimmung gegeben? Niemals!", hatte Gisèle Pelicot dem 44 Jahre alten Husamettin D. ins Gesicht gesagt. "Stehen Sie zu Ihren Taten und hören Sie auf, sich hinter Ihrer Feigheit zu verstecken", forderte die 72-Jährige.
"Im Jahr 2025 kann man nicht mehr behaupten, sie sei einverstanden gewesen, weil sie nichts gesagt habe", hatte der Staatsanwalt Dominique Sié im Plädoyer betont. Dies seien Ansichten eines früheren Zeitalters. Die Uneinsichtigkeit des Angeklagten sei "zum Verzweifeln".
"Opfer sollen sich niemals für etwas schämen, das ihnen mit Gewalt aufgezwungen wurde", sagte Gisèle Pelicot. "Wenn ich anderen Kraft gegeben habe, dann ist das schon etwas Gutes", fügte sie hinzu. Im Februar sollen ihre Memoiren in 20 Sprachen gleichzeitig erscheinen.