In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille haben Unbekannte den jüngeren Bruder eines Anti-Drogen-Aktivisten in der Innenstadt von einem Motorroller aus erschossen.
In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille haben Unbekannte den Bruder eines Anti-Drogen-Aktivisten erschossen. Die Täter feuerten mitten im Stadtzentrum von einem Motorroller aus auf ihr Opfer. Es sei "absolut nicht ausgeschlossen", dass des Mord an dem 20-Jährigen im Zusammenhang mit dem Einsatz seines Bruders gegen Drogen stehe, sagte Staatsanwalt Nicolas Bessone am Freitag dem Sender France Info. "Sollte sich das bewahrheiten, dann erreichen wir eine Dimension."
Der 22 Jahre alte Amine Kessaci, der sich für Opfer krimineller Drogenbanden einsetzt und in der Partei der Grünen engagiert ist, hatte bereits 2020 einen anderen Bruder im Drogenkrieg verloren. Dieses Erlebnis bewog ihn, einen Verein zu gründen, der betroffene Familien psychologisch und juristisch unterstützt.
"Das sind die Methoden der organisierten Kriminalität, es ist offensichtliche eine geplante Abrechnung", sagte Staatsanwalt Bessone. Er schloss aus, dass es sich bei dem erschossenen Bruder des Anti-Drogen-Aktivisten um ein Zufallsopfer handelte.
Die beiden Täter seien auf einem Motorroller in die Nähe des Autos gefahren, das der junge Mann gerade geparkt hatte, berichtete der Staatsanwalt. Der auf dem Rücksitz sitzende Mann habe mehrfach auf das Opfer geschossen.
"Es macht mich wütend, dass man in der zweitgrößten Stadt Frankreichs am helllichten Tag einfach so einen Menschen erschießen kann", sagte die Grünen-Vizebürgermeisterin Christine Juste. Grünen-Chefin Marine Tondelier sprach den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Ihr Parteikollege Amine Kessaci verliere "einen zweiten Bruder unter grausamen Umständen", schrieb sie im Onlinedienst X.
Amine Kessaci, der in den sozial benachteiligten Vierteln im Norden von Marseille aufgewachsen war, hatte nach dem Tod seines älteren Bruders 2020 ein Buch darüber geschrieben. Die Leiche seines Bruders war verkohlt in einem Auto gefunden worden.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Toten vor dem Hintergrund des Drogenkriegs in Marseille zurückgegangen. 2023 waren knapp 50 Menschen getötet worden, unter ihnen mehrere Unbeteiligte. Im laufenden Jahr sind es nach eine AFP-Zählung bislang 14 im Großraum Marseille.
