Panorama

eSports wird in Deutschland immer bekannter und professioneller

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@ byronton (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

In Deutschland galt der eSport, also das wettbewerbsmäßige Spielen von Computerspielen, lange als Nischenhobby. Inzwischen hat sich der eSport aber auch hierzulande zu wichtigen Teil der Jugendkultur entwickelt. Wie bekannt und professionell die Branche wirklich ist, haben kürzlich drei Studien untersucht.

Bekanntheit von eSport in Deutschland

In den letzten Jahren hat die Bekanntheit des eSport in Deutschland deutlich zugenommen. Eine Marktanalyst von Deloitte aus dem Jahr 2021 kommt auf eine Awareness von 57 Prozent. Damit liegt die Bundesrepublik nur knapp hinter den skandinavischen Ländern sowie Spanien und Polen.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Marktanalyse der FH Westküste und Nielsen Sports, laut dem 26 Prozent der Deutschen zwischen 14 und 75 Jahren wissen, was eSport ist. 43 Prozent haben zudem ein ungefähres Verständnis davon. Gänzlich unbekannt war eSport laut der Analyse im Jahr 2021 nur 31 Prozent dieser Altersgruppe in Deutschland.

Interesse an eSport

Die Wissenschaftler der FH Westküste und von Nielsen Sports analysierten zudem das Interesse der Bevölkerung am eSport. Dabei stellten sie fest, dass rund die Hälfte der Deutschen sich zumindest ein wenig für eSport interessiert. Die andere Hälfte laut der Umfrage keinerlei Interesse an den kompetitiven Computerspielen. Deutschland liegt damit noch deutlich hinter eSport-Vorreitern wie Südkorea und China, wo bereits mehr als zehn Prozent der Bevölkerung zu den Esport-Enthusiasten gehören.

Hohe Umsätze beim elektronischen Sport

Global gesehen nehmen die Umsätze des eSports seit Jahren zu. Verantwortlich dafür sind vor allem die wachsende Zielgruppe sowie der Einstieg neuer Unternehmen. Während zu Beginn des eSports das Sponsoring der Teams und Veranstaltungen hauptsächlich durch Unternehmen aus der Branche, also zum Beispiel durch Hersteller von Computerhardware oder Energy Drinks erfolgte, haben in den letzten Jahren auch traditionelle Konzerne wie Audi und BMW in den eSport große Summen investiert. Im Jahr 2021 konnte die Branche deshalb die Rekordmarke von einer Milliarde US-Dollar Umsatz durchbrechen. Ein Großteil des Umsatzes entfällt auf Sponsoring und Werbepartnerschaften. Laut Prognosen soll der Umsatz der Branche bis 2024 auf über 1,6 Milliarden US-Dollar steigen.

In Deutschland kämpfen die Unternehmen aus dem eSport primär darum, diesen als Mainstreamprodukt zu etablieren. Betrachtet man die bisherige Umsatzentwicklung der Branche in der Bundesrepublik, wird deutlich, dass der eSport sich in den letzten Jahren aus wirtschaftlicher Perspektive mehr als positiv entwickelt hat.

Laut einer Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) lag der Gesamtumsatz des eSport in Deutschland im Jahr 2021 bei 113,2 Millionen Euro. Bis 2024 sind laut den Analysten von PwC 150 Millionen Euro zu erwarten. Dies entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent.

Auf Deutschland entfällt damit etwa die Hälfte des westeuropäischen Gesamtumsatzes. Die lokale eSport-Branche ist somit der noch vor Spanien und Frankreich der größte Markt in Europa. Im globalen Ranking befindet sich Deutschland auf dem vierten Platz. Führend ist hier China (400 Millionen US-Dollar Umsatz), gefolgt von den USA (380 Millionen US-Dollar Umsatz) und Südkorea (230 Millionen US-Dollar Umsatz). Großbritannien (50 Millionen US-Dollar Umsatz) liegt hinter Deutschland auf dem fünften Platz.

Anerkennung durch die Politik

Inzwischen hat auch die Politik auf die zunehmende Beliebtheit des eSport und die rapide steigenden Umsätze der Unternehmen aus dieser Branche reagiert. Erstmals anerkannt wurde der Stellenwert bereits im Rahmen des Koalitionsvertrags aus dem Jahr 2018.

„Wir erkennen die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft in Deutschland an. Da E-Sport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen“, so der Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2018.

Auch die kürzlich gewählte Ampel-Koalition erklärte, dass sie den eSport in Deutschland fördern möchte. Dazu heißt es im Koalitionsvertrag auf Seite 123 unter dem Punkt Kulturförderung: „Wir wollen den Games-Standort stärken und die Förderung verstetigen. Wir schaffen Rechtssicherheit für gemeinnützigen Journalismus und machen E-Sport gemeinnützig.“

Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass Deutschland seine bereits überdurchschnittlich Position im noch jungen eSports dank des Engagements der eSportler und Organisation, der Unternehmen als Sponsoring- und Werbepartner und der Politik in den kommenden Jahren weiter ausbauen wird.

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